Schuldenkrise und EU-Erweiterung bringen viele Zuwanderer
Wiesbaden (dpa) - Die Schuldenkrise und die EU-Erweiterung haben so viele Menschen aus dem Ausland nach Deutschland gezogen wie seit 15 Jahren nicht mehr. Rund 279 000 Zuwanderer wurden - nach Abzug der Auswanderer - 2011 gezählt.
Im Vorjahr war diese Zahl nicht einmal halb so hoch (128 000), wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch auf der Basis vorläufiger Daten mitteilte. Aus allen EU-Ländern kamen mehr Menschen nach Deutschland als 2010. Insgesamt betrug das Plus der Ausländer aus diesem Raum 34 Prozent.
Besonders stark war der Anstieg aus Griechenland und Spanien, die stark unter der Schuldenkrise leiden. Deutlich mehr Menschen als aus diesen südeuropäischen Staaten kamen aber aus den Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind und seit Mai freien Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Und aus Bulgarien und Rumänien - Beitrittskandidaten von 2007 - zog es ebenfalls viel mehr Menschen in die Bundesrepublik als noch im Jahr zuvor.
Aus Griechenland wurden 90 Prozent mehr Einwanderer gezählt - allerdings insgesamt nur rund 23 800. Aus Italien kamen ungefähr 30 200 Menschen - ein Plus von bloß 23 Prozent. Der Zuwachs aus Spanien betrug dagegen 52 Prozent, etwa 20 700 Menschen zogen von dort in die Bundesrepublik um. Die Zahl der Zuwanderer aus Portugal legte um 28 Prozent auf 8200 zu.
Aus den Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind, wurden insgesamt 43 Prozent mehr Zuwanderer gezählt. Die meisten EU-Bürger wanderten aus Polen zu: Insgesamt 163 400 - das waren 42 Prozent mehr als im Vorjahr. An zweiter Stelle steht Rumänien mit 94 700 Einwanderern (plus 28 Prozent). Es folgen 51 300 Bulgaren (plus 31 Prozent) und 41 100 Ungarn (41 Prozent). Besonders starke Zuwächse gab es auch aus Slowenien mit 80 Prozent - allerdings kamen nur 3200 Slowenen - und aus Litauen mit 63 Prozent (insgesamt 9800 Menschen).
Fast zwei Drittel der zugewanderten Ausländer fanden - wie im Vorjahr - in vier Bundesländern ein neues zu Hause. Die meisten ließen sich im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (167 000) nieder, gefolgt von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.
Auch aus den Ländern außerhalb der EU kamen 2011 mehr Menschen nach Deutschland als im Vorjahr. Das Plus war jedoch mit vier Prozent vergleichsweise gering. Die Zuwanderung aus Asien stieg um elf Prozent, aus Amerika um zehn Prozent und aus Afrika nur um ein Prozent.
Rund 140 000 Deutsche verließen die Bundesrepublik - das waren 24 000 mehr als Deutsche kamen. Nach Ansicht von Fachleuten gehen viele von ihnen wegen höherer Löhne in die Schweiz und die USA.