Schweizer nach Taliban-Geiselhaft frei
Islamabad/Bern (dpa) - Nach mehr als acht Monaten Geiselhaft sind zwei von den pakistanischen Taliban verschleppte Schweizer wieder frei.
Die Eheleute, von Beruf Polizisten, hätten fliehen können, sagte der Schweizer Außenminister Didier Burkhalter am Donnerstag vor Reportern in Bern. Er wies Berichte zurück, wonach die Schweiz Lösegeld gezahlt habe.
Zuvor hatte auch der pakistanische Armeesprecher Athar Abbas mitgeteilt, dem Schweizer Ehepaar sei im Stammesgebiet Nord-Waziristan die Flucht gelungen. Aus Geheimdienstkreisen hieß es hingegen, die Taliban hätten die Geiseln nach einer Übereinkunft mit der Schweizer und der pakistanischen Regierung freigelassen.
Ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter, der anonym bleiben wollte, sagte: „Von der Schweizer Regierung wurde Lösegeld gezahlt, aber es ist nicht klar, in welcher Höhe. Die pakistanische Regierung ließ Gefangene frei, aber es ist nicht klar, wie viele.“ Außenminister Burkhalter betonte jedoch: „Die Schweiz zahlt kein Lösegeld und hat kein Lösegeld bezahlt.“
Die Schweizer waren im vergangenen Juli im Südwesten des Landes verschleppt worden. Weiterhin sind in Pakistan ein deutscher, ein italienischer und ein amerikanischer Entwicklungshelfer verschleppt. Der Deutsche und der Italiener waren im Januar entführt worden. Die Taliban teilten im vergangenen Monat mit, die Europäer befänden sich in ihrer Gewalt.
Die beiden Schweizer Polizisten waren Ende Juni vergangenen Jahres als Urlauber mit ihrem eigenen Fahrzeug aus Indien kommend nach Pakistan eingereist. Die Taliban (Tehrik-e-Taliban Pakistan/TTP) verschleppten sie ins Stammesgebiet Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze.
Im Oktober veröffentlichten die Taliban Videos, auf denen die Schweizer in Todesangst um die Erfüllung der Forderungen baten. Die Frau sagte auf einem der Bänder: „Sie sagen, dass sie uns erschießen. (...) Wir haben Angst, dass wir die Schweiz nie mehr sehen.“
In den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes wird die Sicherheitslage in Pakistan als schwierig bezeichnet. Das Ministerium warnt ausdrücklich vor Reisen nach Baluchistan.