Snowden will Moskauer Flughafen verlassen
Moskau (dpa) - Wann verlässt Edward Snowden den Moskauer Flughafen Scheremetjewo? Geht er dann in ein Hotel oder ins Flüchtlingslager? Noch lässt der Flüchtling auf sich warten. Stattdessen spricht sein russischer Anwalt.
Der US-Geheimdienstexperte Edward Snowden will nach seinem Asylgesuch in Russland offenbar schon bald den Moskauer Flughafen Scheremetjewo verlassen. Das sei möglich, sobald er den Nachweis über die Bearbeitung seines Antrags auf vorläufiges Asyl erhalte, sagte sein russischer Anwalt Anatoli Kutscherena. „Niemand wird ihn festhalten, er hat das Recht, dorthin zu gehen, wohin er will“, erläuterte der als kremlnah geltende Kutscherena. Während die USA weiter die Überstellung des Informanten Snowden fordern, hebt Präsident Wladimir Putin die Bedeutung der Beziehungen beider Länder hervor.
„Zwischenstaatliche Beziehungen sind viel wichtiger als das Gezänk von Geheimdiensten“, sagte Putin. „Wir haben Snowden davor gewarnt, dass jede Tätigkeit, die den russisch-amerikanischen Beziehungen Schaden zufügt, für uns unannehmbar ist“, sagte der Kremlchef. Zugleich wies Putin US-Forderungen nach einer Auslieferung Snowdens erneut zurück.
„Wir haben unsere eigenen Vorstellungen für die Entwicklung der russisch-amerikanischen Beziehungen. Wir werden uns nicht so verhalten wie andere Staaten. Wir sind ein unabhängiges Land und haben eine unabhängige Außenpolitik“, sagte Putin in der sibirischen Stadt Tschita. Die USA riefen Snowden erneut zur Rückkehr in sein Heimatland auf. „Er sollte nach Hause kommen und den Mut haben, sich den Anschuldigungen zu stellen“, sagte US-Außenamtssprecher Patrick Ventrell in Washington.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, betonte, Washington sei weiterhin in Kontakt mit Moskau wegen Snowden. Es gebe hinreichende Gründe, ihn auszuliefern. Anwalt Kutscherena betonte, die USA hätten bislang nicht offiziell Snowdens Überstellung beantragt.
Der IT-Spezialist könne frei wählen, wo in Moskau er unterkomme - „in einem Hotel oder einem Flüchtlingslager“, sagte Kutscherena. Snowden habe auch nicht ausgeschlossen, später die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Die Migrationsbehörde betonte, dass die Bearbeitung des Asylgesuchs bis zu drei Monate benötige.
Die USA dürften ein Asyl Snowdens in Russland nicht als unfreundlichen Schritt Moskaus werten, sagte Kutscherena. Es handele sich vielmehr um einen humanitären Akt. Der 30-Jährige habe erneut beteuert, er wolle den USA mit seinen Enthüllungen nicht schaden.
Der von den USA wegen Geheimnisverrats gesuchte Snowden hielt sich unterdessen weiter im Transitbereich des Flughafens Scheremetjewo auf, den er seit seiner Ankunft aus Hongkong am 23. Juni nicht verlassen haben soll. Snowden hatte am Dienstag offiziell um vorläufiges Asyl in Russland ersucht. Die USA haben seinen Pass für ungültig erklärt. Der Computerspezialist hatte das umfangreiche US-Ausspäh- und Datenprogramm „Prism“ enthüllt.