Spanien schließt das letzte Raucherparadies
Analyse: Die Regierung führt 2011 weltweit die strengsten Regeln ein. Aber ob sich alle daran halten?
Madrid. Spanien schließt die Raucher-Lounge. Das Land, das aufgrund seiner großzügigen Gesetzgebung bisher als das „letzte Raucher-Paradies in Europa“ gegolten hatte, führt eine der strengsten Anti-Tabak-Regelungen der Welt ein. Vom kommenden Jahr an wird das Rauchen in allen Gaststätten und Restaurants verboten sein. Selbst für die kleinen Stehkneipen an den Straßenecken gibt es keine Ausnahme. Sogar im Freien wird das Qualmen an bestimmten Stellen untersagt sein, wie auf Spielplätzen, Schulhöfen oder vor Krankenhäusern.
Bisher hatten Spanien-Urlauber sich in ihren Ferienorten in vergangene Zeiten zurückversetzt gefühlt. Was in anderen Ländern längst verboten wurde, ist in Spanien heute noch gang und gäbe: An den Kneipentresen wird kräftig geraucht, in den Restaurants zünden Gäste sich nach dem Mahl genüsslich eine „Verdauungszigarette“ an. Damit soll es mit dem Inkrafttreten der neuen Regelung am 2. Januar 2011 ein Ende haben.
Aber werden die Spanier sich an das neue Gesetz halten, oder werden sie es einfach ignorieren? Gesundheitsministerin Leire Pajín ist sich selbst nicht so ganz sicher. „Es wird einige Zeit vergehen, bis die Regelung komplett umgesetzt sein wird“, sagt sie. „Denn die Gewohnheiten ändern sich nicht von einem Tag auf den anderen.“
In Spanien wird mehr geraucht als in anderen europäischen Ländern. Der Raucher-Anteil an der Bevölkerung stieg nach Angaben der Zeitung „El País“ zuletzt sogar um einen Punkt auf 35 Prozent, der EU-Durchschnitt liegt bei 29 Prozent. „Das spanische Tabak-Gesetz ist das radikalste der Welt und wird daher scheitern“, meint der Präsident des Tabakkonzerns Altadis, Dominic Brisby.
Das Gaststättengewerbe befürchtet Einbußen von zehn Prozent und den Verlust zehntausender Arbeitsplätze. Die Regierung widerspricht dieser Prognose: In Irland hätten die Kneipen nach der Einführung eines Rauchverbots anfangs zwar leichte Einbußen erlitten, aber später mehr Kunden gehabt als vor dem Verbot. „Die Lokale ohne Qualm werden nicht ohne Gäste bleiben“, prophezeit die Ministerin.