Weihnachtsgrüße aus der Heimat
Bundeswehr: Radio Andernach verbindet zu den Festtagen die Soldaten im Auslandseinsatz mit ihren Liebsten daheim.
Mayen. Die Sorge um ihren Liebsten kann Jessica nicht verbergen: „Aus weiter Ferne wünsche ich Dir eine schöne Woche. Pass weiter gut auf Dich auf! Ich liebe Dich“, heißt es in ihrem Gruß, den die Moderatorin von Radio Andernach für den Hauptgefreiten Wicht in Afghanistan vorliest.
Botschaften wie diese werden derzeit massenweise über den Truppenbetreuungssender in die Einsatzgebiete der Bundeswehr geschickt. 9000 Grüße zählt der Sender im Jahr, allein an den Weihnachtsfeiertagen dürfte ihre Zahl vierstellig sein. Dafür wird das Programm eingedampft und das Personal aufgestockt. „Da geht das dann Gruß, Lied, Gruß, Lied“, sagt Moderator Hauptmann Peer Uhlmann. Ziel: „Jeder Gruß soll gesendet werden.“
Das Radio hat seinen Standort beim Zentrum Operative Information im 20 000-Einwohner-Städtchen Mayen in der Eifel. 75 Mitarbeiter sorgen für den Draht zu den rund 6800 Kameraden, die weltweit im Einsatz sind. Schon der Blick auf die Rangliste der Wunschlieder zeige die Emotionalität im Programm, sagt der Chef vom Dienst Hauptmann Jens Krees. An der Spitze stehe in diesem Jahr die Band Unheilig mit dem Titel „Geboren um zu leben“.
„Rund die Hälfte unserer Belegschaft war schon in Afghanistan. Das bringt einen deutlich weiter“, sagt Krees. Denn zum Programm gehören neben Musik, Nachrichten und Sport auch Berichte vom Einsatz in der Krisenregion. Es sei daher notwendig, den Alltag und die Hörgewohnheiten am Einsatzort zu kennen, erklärt der Hauptmann.
Seit 1974 produziert Radio Andernach, das nach seinem früheren Standort am Rhein benannt ist, ein Programm für Soldaten im Einsatz. Auch nach dem Umzug nach Mayen wurde der Name beibehalten — mit Blick auf die Geschichte der Bundeswehr, deren erste Soldaten Ende 1955 in eine Kaserne in Andernach eingerückt seien, sagt Krees. Mit dem zunehmenden Engagement der Bundeswehr im Ausland wuchs die Bedeutung des Senders.
Per ISDN-Verbindungen und Satellit wird heute das Rahmenprogramm übertragen, Teams vor Ort gestalten Regionalfenster wie „Guten Morgen Afghanistan“. Radio Andernach sendet rund um die Uhr — 14 Stunden davon live. Für Soldaten an abgeschiedenen Orten oder auf Schiffen wird ein Sendeformat mit den ersehnten Grüßen auf CD verschickt. Auch Krees wurde mal von einer Radiobotschaft seiner Kumpels überrascht. „Da kriegt man schon eine Gänsehaut.“
Grüße gehen an alle Dienstgrade: Pamela schreibt dem Oberleutnant Schneider: „Wir freuen uns schon sehr, dass Du es bald geschafft hast. Du fehlst uns!“ Die Familie von Oberfeldwebel Fischer sendet: „Wir wünschen Dir ein schönes Weihnachtsfest, und in unseren Herzen bist Du bei uns. Du bist unser Leben, wir lieben dich!“
Die Inhalte hätten sich trotz der teils heftigen Gefechte nicht verändert, sagt Krees. „Die Soldaten haben ein gutes Gespür dafür, was sie wie nach Hause kommunizieren.“ Viele redeten erst nach der Rückkehr „Klartext“, andere behielten das Erlebte für sich.
Zu Weihnachten müssen wegen der Vielzahl der Wünsche Extraschichten geschoben werden. Jessica wünscht sich nur ihren Schatz nach Hause, das zeigt auch ihre Musikauswahl: „All I want for Christmas is you“ (Alles, was ich mir zu Weihnachten wünsche, bist Du) von Mariah Carey.