Südkorea ist in Alarmbereitschaft

Jeder Tag bringt eine neue Eskalationsstufe: Südkorea ist in Alarmbereitschaft.

Seoul/Peking/Moskau. Nordkoreas Kriegsdrohungen rufen Besorgnis hervor. Alarmiert ist besonders das Nachbarland Südkorea und dessen Verbündeter USA. Am Mittwoch leitete Nordkorea eine neue Eskalationsstufe ein und verweigerte Südkoreanern die Einreise in den gemeinsam betriebenen Industriepark Kaesong.

Kaesong trägt die offizielle Bezeichnung „Spezielle industrielle Verwaltungsregion Nordkoreas“. Mit den dort angesiedelten südkoreanischen Unternehmen fungiert der Industriekomplex als gemeinsame Wirtschaftsentwicklungszone. Die Firmen aus dem Süden zog es vor allem wegen billiger und qualifizierter Arbeitskräfte dorthin.

Kaesong ist ein Ergebnis der „Sonnenscheinpolitik Südkoreas“ — der zwischen 1998 und 2008 betriebenen interkoreanischen Aussöhnung. Diese Politik zielte darauf ab, die Kontakte zwischen beiden Staaten zu beleben. Seit seiner Gründung 2004 ist der Industriekomplex das einzige Überbleibsel der Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd.

Militärisch dürfte das der Fall sein, wenn Nordkorea das Nachbarland mit Waffengewalt provozieren sollte. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye hat die Streitkräfte angewiesen, „ohne Rücksicht auf politische Erwägungen“ auf Provokationen des Nordens prompt und strikt zu reagieren.

Das ist schwer zu sagen. Das Land hat den „Kriegszustand“ im Verhältnis zu Südkorea ausgerufen. Ein Angriffsbefehl blieb bisher aus. Das Regime erklärte angesichts laufender südkoreanisch-amerikanischer Militärübungen, man werde im Falle einer Provokation sofort zurückschlagen.

Nordkorea verfügt nach Ansicht von Experten nicht über die technischen Mittel, das US-Festland mit Langstreckenraketen anzugreifen. Doch ein Angriff mit Mittelstreckenraketen etwa auf die US-Truppen in Südkorea oder Militärstützpunkte in Japan läge durchaus im Bereich des Möglichen. Ferner kann das Land mit seinen Raketen Ziele in ganz Südkorea erreichen. Als besonders gefährdet gilt dabei die Millionenmetropole Seoul, die nur etwa 50 Kilometer von der Grenze entfernt liegt.