Syrische Führung ignoriert neuen Nationalrat
Damaskus/Istanbul (dpa) - Die Führung in Damaskus hat sich offensichtlich entschlossen, das Zusammengehen der syrischen Opposition zu ignorieren.
Die staatlichen Medien gingen am Montag mit keiner Silbe auf die Gründung eines Nationalrates der Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad am Vortag in der Türkei ein.
Stattdessen berichteten sie von einem „Märtyrerbegräbnis“ für acht Angehörige der staatlichen Sicherheitskräfte, die von „bewaffneten Terroristen“ getötet worden seien. Außerdem meldete die Nachrichtenagentur Sana, in der Provinz Idlib seien nahe der Grenze zur Türkei Schusswaffen und Panzerfäuste beschlagnahmt worden, die ins Land geschmuggelt worden seien.
Die Vertreter der wichtigsten Oppositionsgruppen hatten am Sonntag in Istanbul einen 140-köpfigen Nationalrat gewählt, der sich den Sturz des Regimes von Präsident Assad zum Ziel gesetzt hat. Zu den 29 Mitgliedern des Generalsekretariats gehören nach Angaben von Oppositionellen unter anderem fünf Vertreter der Muslimbruderschaft, vier Kurden, sechs Vertreter der sogenannten Revolutionskomitees und vier Politiker des liberalen Lagers. Sie wollen internationale Hilfe für den Schutz der syrischen Zivilisten mobilisieren.
Seit Beginn der Proteste gegen Assad Mitte März sollen bereits mehr als 3000 Zivilisten getötet worden sein. In den vergangenen Wochen hatten sich zudem zahlreiche Soldaten aus Protest gegen die Brutalität gegenüber Zivilisten von der Truppe abgesetzt.