Trump führt die Republikaner in die Präsidentenwahl
Cleveland (dpa) - Amerika zuerst, und zwar ganz anders als bisher: Unter dieses Motto will Donald Trump seine Amtszeit stellen, sollte er am 8. November zum US-Präsidenten gewählt werden.
Der Immobilienmilliardär, der noch nie ein politisches Amt bekleidet hat, nahm am Donnerstagabend (Ortszeit) in Cleveland unter riesigem Jubel zum Ende des viertägigen Parteitags die Nominierung der Republikaner an. „Amerikanismus, nicht Globalismus, wird unser Credo sein“, rief er.
Im Ringen um die Nachfolge von US-Präsident Barack Obama wird Trump (70) gegen Hillary Clinton (68) antreten, die aller Voraussicht nach in der kommenden Woche in Philadelphia von den Demokraten als Kandidatin nominiert werden wird.
Von Trumps Auftritt blieb am Freitag vor allem die sehr pessimistische Zustandsbeschreibung der USA hängen. Trump habe ein düsteres Bild einer gesetzlosen, vom Terror geplagten Nation gezeichnet, schrieb die „Washington Post“. Die „New York Times“ meinte, Trump habe wie ein Kriegspräsident geklungen, der übliche Optimismus solcher Reden habe gänzlich gefehlt.
Clinton war bemüht, einen positiven Gegenentwurf zu zeichnen: „Wir sind besser als das“, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.
Trumps Rede war deutlich substanzieller als bisherige Auftritte. Sie kombinierte alle von Anhängern umjubelten Elemente seiner Kampagne mit Ernsthaftigkeit und Emotionalisierung. Im Saal wurde sie bejubelt. Konkrete Vorschläge ließ die etwa 75-minütige Rede gleichwohl vermissen - das Programm ist gewissermaßen Trump selbst.
„Ich habe die politische Arena betreten, damit die Mächtigen nicht länger auf Menschen einschlagen können, die sich nicht verteidigen können. Niemand kennt das System besser als ich, deswegen bin ich der Einzige, der es reparieren kann“, sagte Trump. „Ich bin Eure Stimme.“
Das Bild des revolutionären Außenseiters zeichnete auch Trumps Tochter Ivanka, die ihren Vater auf der Bühne ankündigte. „Echter Wandel, in der Art, wie wir ihn seit Jahrzehnten nicht gesehen haben, wird nur von jemandem außerhalb des Systems kommen, und er wird nur von einem Mann kommen, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, die Dinge zu tun, von denen andere sagten, sie seien unmöglich.“
Die Themen Handelsverträge, Arbeitsplätze sowie Recht und Ordnung nahmen den größten Raum in seiner Rede ein. Trump sagte, er werde Millionen Jobs zurück in die USA bringen. „Ich habe Milliarden von Dollar mit Geschäftsdeals gemacht - jetzt will ich unser Land wieder reich machen.“ Eine neue Wirtschaftspolitik werde Billionen in die USA fließen lassen. Entschieden will sich Trump gegen internationale Handelsabkommen wenden. Diese von seiner Gegnerin Clinton maßgeblich unterstützten Verträge hätten in Amerika Hunderttausende Arbeitsplätze gekostet und Städte zerstört. Clinton überzog er mit schweren Vorwürfen: Sie sei eine Marionette von Medien und Spendern.
Auch außenpolitisch griff er sie hart an: Als frühere Außenministerin sei sie für die Ausbreitung der Terrororganisation Islamischer Staat verantwortlich. Den IS habe es im Jahr 2009 noch nicht gegeben. „Libyen hat kooperiert, Ägypten war friedlich, der Irak hat eine Abnahme der Gewalt erlebt. Der Iran wurde von Sanktionen gedrosselt, Syrien war unter Kontrolle.“ Das alles habe Clinton kaputt gemacht.
Beim Thema Einwanderung wiederholte er seine Absicht, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Jahrzehnte der Immigration hätten zu sinkenden Löhnen geführt und die Arbeitslosigkeit der Bürger erhöht, besonders für Afro-Amerikaner und Latinos. „Wir werden ein Einwanderungssystem haben, das funktioniert, aber eines, das für Amerikaner funktioniert.“
Trump hatte seine Bewerbung vor 13 Monaten angekündigt. Wegen seines lautstarken Auftretens, seiner grellen Optik und fehlender politischer Erfahrung wurde seine Kampagne lange belächelt. An Trumps Ausfällen gegen Immigranten, Frauen oder innerparteiliche Gegner gibt es anhaltende Kritik. Seine außenpolitischen Äußerungen und ein Kurs des „Amerika zuerst“ sorgen rund um den Globus für Befremden. Viele Republikaner zweifeln an den Erfolgaussichten Trumps. Wenig geeint zieht die Partei nun in die heiße Phase des Wahlkampfs.