David Britsch auf Pilgerreise festgenommen Türkei lässt weiteren Deutschen frei

In der Türkei kommen immer mehr inhaftierte Deutsche frei. Jetzt konnte ein im April festgenommener Pilger wieder nach Deutschland zurückkehren. Außenminister Gabriel ist erleichtert. Er setzt auf eine weitere Entkrampfung der Beziehungen mit Ankara.

Symbolbild

Foto: Christian Charisius

Berlin. Die Türkei hat den seit April festgehaltenen deutschen David Britsch freigelassen. „Es ist gut, dass Herr Britsch endlich wieder zuhause in Deutschland ist“, teilte Außenminister Sigmar Gabriel am späten Donnerstagabend in Berlin mit. „Damit sind Monate der Ungewissheit und des Wartens in türkischer Abschiebehaft endlich vorbei. Für mich ist seine Ausreise nach Deutschland ein weiteres positives Signal.“

Zuerste hatte die „Welt“ über die Freilassung berichtet. Demnach hatte der 55-jährige Pilger seiner Frau in Deutschland eine Nachricht geschickt. Er sei in Istanbul und könne von dort aus weiter in die Heimat reisen. „Wir sind total erleichtert und glücklich“, zitierte die Zeitung den Bruder des Freigelassenen.

Gabriel wies darauf hin, dass in der Türkei jetzt sechs Menschen aus den Gefängnissen entlassen worden seien oder ausreisen durften. „Entscheidungen wie diese machen Hoffnung darauf, dass wir Schritt für Schritt Vertrauen wieder aufbauen und das bilaterale Verhältnis entkrampfen können.“ Deshalb habe er mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu vereinbart, die gemeinsamen Gespräche fortzusetzen, teilte Gabriel weiter mit.

Der Deutsche war dem „Welt“-Bericht zufolge im April in der osttürkischen Stadt Antakya festgenommen worden und in Abschiebehaft gekommen. Strafrechtliche Vorwürfe gegen ihn seien bis zuletzt nicht bekannt gewesen. Britsch habe den Plan gehabt, aus seiner Heimatstadt Schwerin nach Jerusalem zu pilgern - zu Fuß und ohne Geld. Er habe damit ein Zeichen für den Frieden setzen wollen.

Im November vergangenen Jahres war er losgegangen, Anfang Februar hatte er die Türkei erreicht und sich weiter in Richtung Syrien aufgemacht. Kurz vor der Grenze sei er mehrfach kontrolliert und schließlich festgenommen worden. Statt nach Jerusalem zu kommen, habe er bis Donnerstagmorgen im Abschiebegefängnis in Askale gesessen, einem Ort in der türkischen Provinz Erzurum.

Es war die zweite Freilassung eines Deutschen in der Türkei in dieser Woche. Am Montag war die Journalistin Mesale Tolu nach siebenmonatiger Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Ihr wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Sie darf das Land weiter nicht verlassen. Auch der deutsche Soziologe Sharo Garip will in Kürze nach der Aufhebung einer knapp zweijährigen Ausreisesperre aus der Türkei nach Deutschland zurückkehren.

Damit sitzen nach Einschätzung der Bundesregierung noch mindestens sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei hinter Gittern, darunter der „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel. dpa