Türkei macht Putsch-Offizieren den Prozess
Istanbul (dpa) - Vor einem zivilen Hochsicherheitsgericht der Türkei müssen sich erstmals 196 aktive und pensionierte Offiziere wegen angeblicher Plänen für einen Putsch verantworten. Den Angeklagten wird in dem Prozess vorgeworfen, sich im Jahr 2003 an dem Plan „Vorschlaghammer“ beteiligt zu haben.
Dieser lieferte ein Planspiel dafür, wie mit Anschlägen ein Chaos in der Türkei ausgelöst werden kann, um ein Eingreifen der Armee und die Entmachtung der islamisch-konservativen Regierung zu rechtfertigen. Der als Hauptverdächtiger geltende pensionierte General Cetin Dogan bestritt die Vorwürfe, wie türkische Medien berichteten.
Der Prozess findet in Silivri westlich von Istanbul statt. Angeklagt sind auch einige ranghöchste pensionierte Militärs, darunter der frühere Luftwaffenchef Ibrahim Firtina und der frühere Marinekommandeur Özden Örnek.
Aus dem Militär war das Projekt „Vorschlaghammer“ nach Bekanntwerden zu Beginn des Jahres zunächst als Planspiel abgetan worden. Den im Januar bekanntgewordenen Szenarien zufolge sollten als islamische Fundamentalisten getarnte Provokateure ein Militärmuseum in Istanbul angreifen und Bombenanschläge auf zwei Moscheen der Metropole verüben. In einem zweiten Schritt sollte ein türkisches Militärflugzeug abgeschossen und Griechenland in die Krise verwickelt werden. Anschließend sollten tausende „Feinde des Staates“ in der Türkei interniert werden.
Der tiefgläubige Muslim Erdogan soll dem Militär, das sich als Hüter der Trennung von Religion und Staat in der Türkei sieht, noch immer ein Dorn im Auge sein. Die Regierung hat den politischen Einfluss der Armee in den vergangenen Jahren beschnitten.