Ukraine gedenkt der Opfer vom Maidan
Kiew/Moskau (dpa) - Mit einem „Marsch der Würde“ gedenkt die Ukraine an diesem Sonntag der Opfer der blutigen Ausschreitungen auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew vor einem Jahr.
Bei den prowestlichen Massenprotesten gegen den damaligen Staatschef Viktor Janukowitsch waren über 100 Menschen ums Leben gekommen. Als Gäste erwartet Präsident Petro Poroschenko unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck und den EU-Ratsvorsitzenden Donald Tusk.
Die Proteste hatten Ende Februar 2014 zur Flucht von Janukowitsch nach Russland geführt. Nach dessen Sturz kam die proeuropäische Führung um Poroschenko an die Macht.
Am Samstag hatten in Moskau Tausende gegen den EU- und Nato-Kurs der neuen Regierung im Nachbarland Ukraine demonstriert. Redner prangerten an, die Proteste auf dem Maidan vor einem Jahr seien vom Westen angestiftet worden. Das russische Innenministerium sprach von etwa 40 000 Teilnehmern bei der „Antimaidan“-Kundgebung.
Aufständische und Regierungseinheiten in der umkämpften Ostukraine tauschten einen Teil ihrer Gefangenen aus. In der Nähe der Großstadt Lugansk hätten die Separatisten der Armee 139 Offiziere übergeben, das Militär ließ dafür 52 Aufständische frei, berichteten örtliche Medien. Der Austausch ist Teil eines Friedensabkommens, das die Konfliktparteien vergangene Woche in Minsk geschlossen hatten.
Armeesprecher Andrej Lyssenko warf den Separatisten vor, trotz des Abkommens einen Angriff auf Mariupol vorzubereiten. Die Aufständischen würden ihre Einheiten nahe der Hafenstadt verstärken. Ein Sprecher der militanten Gruppen wies dies zurück. Als „Zeichen des guten Willens“ habe Separatistenführer Alexander Sachartschenko den Abzug schwerer Waffen angeordnet, sagte Eduard Bassurin von den Aufständischen. Der Schritt ist ebenfalls Teil des Minsker Abkommens.
Wenige Tage nach dem Abzug der Armee aus Debalzewo sagte Poroschenkos Berater Juri Birjukow, der Kampf um die strategisch wichtige Stadt habe mindestens 179 Soldaten das Leben gekostet. Mehr als 80 Soldaten würden noch vermisst. Beobachter schätzen die Verluste höher ein. In der von den Aufständischen übernommenen Stadt traf unterdessen ein russischer Lastwagenkonvoi ein. Er soll Hilfsgüter geladen haben.
US-Außenminister John Kerry brachte unterdessen neue Sanktionen gegen Russland ins Gespräch. Am Rande eines Treffens mit seinem britischen Kollegen Philip Hammond in London sagte er, Russlands Verhalten in der Ukrainekrise „widerspricht allem, was die internationale Gemeinschaft seit dem Zweiten Weltkrieg versucht hat zu erreichen“.