Ukrainer in Deutschland: „Das ist alles schrecklich“

Düsseldorfer Geschwister über die Situation in Kiew.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Blutige Straßenkämpfe, Demonstrationen, Tote — Olexander Voskresenskij ist besorgt über die Situation in seiner alten Heimat. Seit zwei Jahren lebt der Ukrainer in Düsseldorf. „Ich telefoniere jeden Tag mit meiner Familie in Kiew“, berichtet er. Viele seiner Freunde waren auf dem Maidan, haben Demonstranten unterstützt oder protestiert. Einige sind nun verletzt. „Das ist alles ganz schrecklich.“

Seine Schwester Iryna Philipps wohnt ebenfalls in Düsseldorf, war aber in dieser Woche in der Ukraine. „Ich habe die Situation dort als sehr schlimm erlebt“, sagt die junge Frau, die als Zeichen der Unterstützung seit Beginn der Demonstrationen ihr Auto mit der ukrainischen Fahne schmückt.

Die Großmutter, die im nur einen Kilometer vom Maidan entfernten Regierungsviertel lebt, habe aus ihrer Wohnung nur noch Rauchwolken gesehen und Krawalle gehört. „Wir haben sie vorübergehend bei unserer Mutter einquartiert“, sagen die Geschwister. „Wie kann ein Präsident mit solcher Gewalt gegen das eigene Volk vorgehen, sogar Scharfschützen positionieren“, fragt Philipps empört. Auf dem Maidan hat sie motivierte Menschen erlebt, die unbedingt eine Annäherung an die Europäische Union wollen. „Gerade für Frauen ist die Situation dort aber sehr gefährlich“, sagt sie.

Viele Freunde hätten Droh-SMS erhalten, dass ihre Anwesenheit auf dem Maidan Konsequenzen hätte. „In der Ukraine kann man jederzeit jeden ins Gefängnis stecken. Das größte Problem ist die Korruption“, befindet Philipps. Und so hofft sie zwar auf eine bessere Zukunft für die Ukraine, glaubt aber noch nicht daran. Auch die orangene Revolution sei verpufft. „Das Land muss von Grund auf geändert werden, und alle müssen mitziehen.“