Venezuela wählt neuen Präsidenten
Caracas (dpa) - Venezuelas linker Staatschef Hugo Chávez hat alle Parteien unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl am Sonntag zu gegenseitigem Respekt gemahnt.
„Ich rufe alle politischen Akteure, von der Linken, der Rechten und aus dem Zentrum auf, dass wir uns emotional vorbereiten, das (Wahl-)Resultat (...) zu akzeptieren“, sagte Chávez.
Heute tritt er gegen den Einheitskandidaten der Opposition, Ex-Gouverneur Henrique Capriles Radonski, an. Der seit fast 14 Jahren amtierende Chávez machte zudem klar, dass nur die Wahlbehörde CNE das Ergebnis veröffentlichen dürfe. Einige Umfragen hatten zuletzt ein knappes Rennen vorhergesagt.
Capriles gilt als der stärkste Herausforderer, gegen den Chávez in Wahlen antreten musste. Der 40-Jährige gewann klar die Vorwahlen der Opposition im Februar und wurde Einheitskandidat des Bündnisses Mesa de la Unidad Democrática (Tisch der demokratischen Einheit).
Chávez strebt bei der Wahl weitere sechs Amtsjahre an, um seinen „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ zu festigen. Capriles propagierte den Kurswechsel in dem südamerikanischen Land, das nach eigenen Angaben über die größten Ölreserven der Welt verfügt.
Zur Wahl aufgerufen waren rund 19 Millionen Venezolaner. Die Wahllokale sollten gegen 18.00 Uhr (Ortszeit/00.30 Uhr MESZ) schließen und die Ergebnisse noch in der Nacht vorliegen. Chávez betonte, ausschließlich der Nationale Wahlrat CNE dürfe Ergebnisse verkünden. Die Behörde werde das erste Bulletin veröffentlichen, wenn die Ergebnisse unumkehrbar seien.
Verteidigungsminister Henry Rangel Silva hatte vor der Wahl klar gemacht, dass die Armee auch bei dieser Wahl für Sicherheit sorgen werde. „Wir sind fähig, ausgerüstet und motiviert, erneut die noble Mission zu erfüllen, die Demokratie in Venezuela zu bewahren“, ließ der Minister über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen.
Sollte Chávez wiedergewählt werden und die Amtszeit bis 2019 gesundheitlich durchstehen, wäre er 20 Jahre im Amt. Der Ex-Oberstleutnant war 2011 an Krebs erkrankt und musste sich zwei Operationen sowie Chemo- und Strahlentherapien unterziehen. Doch hatte sich der 58-Jährige vor einigen Monaten als geheilt erklärt.
Capriles wäre im Falle eines Wahlsieges der jüngste Präsident des Landes. Der Jurist kündigte an, dass er als Präsident keinen Tropfen Öl mehr an andere Staaten verschenken werde. Die Regierung Chávez hatte mit ihren Petro-Dollars linke Regierungen in der Region gestützt, allen voran die sozialistische Karibikinsel Kuba.