Wahlkampf in den USA: Viel Ehrgeiz, wenig Wissen
Republikanische Bewerber fürs Weiße Haus machen mit peinlichen Auftritten Furore.
Washington. Sind Amerikas republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu dumm, um die Verantwortung des höchsten politischen Amtes im Lande zu übernehmen? Nach einer Serie peinlicher Patzer wächst in den Reihen der Konservativen die Sorge, dass trotz der schwachen Wirtschaft und hohen Arbeitslosigkeit keiner ihrer Anwärter auf den Chefsessel im Weißen Haus fähig sein wird, Präsident Barack Obama aus dem Amt zu jagen. Hier ein paar Beispiele der hochblamablen Pannen:
Bei der vorletzten TV-Debatte löste der texanische Gouverneur Rick Perry schallendes Gelächter aus, als er vergaß, welche drei Ministerien er als Präsident abschaffen würde. Und was würde er tun, wenn Taliban-Kämpfern pakistanische Atomwaffen in die Hände fielen? Seine Antwort: F-16-Kampfjets an Indien liefern. Dumm nur, dass Indien dieses Angebot gleich mehrfach abgelehnt hat.
Für einen vorläufigen Höhepunkt sorgte der Pizza-Unternehmer und Co-Favorit Herman Cain, als er über eine Frage nach Obamas Libyen-Politik stolperte. Danach gefragt, ob er mit den Positionen des Präsidenten übereinstimme, schwieg der afro-amerikanische Republikaner mehrere Sekunden. „Präsident Obama hat den Aufstand unterstützt und wollte Gaddafi stürzen, korrekt?“ musste sich der Kandidat vergewissern.
Wie Obama damit umgegangen sei, damit sei er nicht einverstanden, sagte Cain, „und zwar aus folgenden Gründen“. Wieder zögerte er ein paar Sekunden. „Ach nein, das war etwas anderes.“ Für seinen Aussetzer hatte der selbstbewusste Unternehmer natürlich eine Erklärung parat. „Es gibt so viele Dinge, die da in meinem Kopf herumschwirren.“
Auch konnte er nicht den Namen des Präsidenten von Usbekistan nennen. Da aber Usbekistan ein enger Verbündeter im Kampf in Afghanistan ist, sollte ihm der Mann mit dem Namen Islam Karimow als potenziellen nächsten US-Präsidenten geläufig sein. Cains antwort darauf: „Ich weiß es nicht. Schafft es auch nur einen Job in Amerika, wenn ich ihn kenne?“
Der frühere Senator Rick Santorum meinte in einer der Fernsehdebatten, dass 60 000 amerikanische Truppen während des Zweiten Weltkriegs nicht etwa in der Normandie landeten, weil sie Europa vom Würgegriff der Nazis befreien wollten, sondern weil sie im Gegensatz zu Obama „für das Recht jedes Amerikaners kämpfen wollten, frei über gesetzliche oder private Krankenversicherung zu entscheiden.“
Kandidat Mitt Romney will — so er denn Präsident werde — das Verteidigungsbudget aufblähen. Woher er das Geld im tief verschuldeten Land nehmen will? Keine Ahnung, ist auch erst mal nicht so wichtig — aber sechs neue Kriegsschiffe, will er auf jeden Fall bauen lassen.
Politische Experten sehen jedenfalls schwarz. „Es ist ein echtes Problem, dass nämlich die Wähler viele unserer Kandidaten für zu dumm halten“, erklärt der republikanische Stratege Paul Ashton. „Viele sehen in den Fernsehdebatten mehr Unterhaltungswert als politische Seriosität.“ Sie würden nicht zuschauen, weil sie den nächsten Präsidenten sehen wollen, „sondern weil sie auf die nächste Panne warten, über die sich alle lustig machen können“.