Warum Uruguay Marihuana freigibt

Handel und Anbau werden vorsichtig legalisiert. Die Opposition läuft dagegen Sturm.

Montevideo. Uruguay wagt ein „Experiment“: Der Staat legalisiert den Anbau und Verkauf von Marihuana. Das südamerikanische Land soll aber nach Angaben der Regierung kein Drogenparadies werden. Das Mittwoch vom Parlament verabschiedete Gesetz sieht den Verkauf in Apotheken nur an registrierte Konsumenten mit Wohnsitz in Uruguay vor.

Die Maßnahme sei kein Zeichen von Toleranz, betont die linke Regierung. Vielmehr will Staatschef José Mujica den Drogenkartellen den Boden entziehen. Das neue Gesetz sei „keine Liberalisierung, sondern eine Regulierung des bereits bestehenden Marktes“, erklärte der Chef der uruguayischen Drogenbehörde JND, Julio Calzada. „Es geht darum, den illegalen Markt zu zerstören, der so viel Schaden anrichtet“, erläuterte der Soziologe.

Uruguays Staatschef sieht das neue Gesetz als ein „Experiment“, das im Fall eines Scheiterns auch revidiert werden könne. Der oppositionelle Senator Alfredo Solari hält dagegen, mit den Uruguayern sollte nicht experimentiert werden. Sein Amtskollege Jorge Larrañaga, der 2014 für die Opposition als Präsidentschaftskandidat antreten will, kündigte an, er werde im Fall eines Wahlsiegs das Gesetz abschaffen.

Mujica und die Linkskoalition Frente Amplio stehen jedoch nicht allein in Lateinamerika. Von dort kommt neben Cannabis praktisch die gesamte Weltproduktion an Kokain. Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, José María Insulza, begrüßte die uruguayische Initiative. Es gehe um eine Strategie gegen die Drogenkriminalität.

Mehrere ehemalige lateinamerikanische Staatschefs haben sich für eine Regelung von Drogenkonsum und -handel ausgesprochen. Der Brasilianer Fernando Henrique Cardoso, der Mexikaner Ernesto Zedillo und der Kolumbianer César Gaviria schlugen 2012 in einem gemeinsamen Dokument einen Neuanfang in der Drogengesetzgebung vor. „40 Jahre Kampf gegen die Drogen haben weder die Produktion noch den Konsum geschwächt“, unterstrichen die Ex-Präsidenten. In vielen Staaten Lateinamerikas stelle die mit dem Drogenhandel verbundene Gewalt und Korruption eine Bedrohung der Stabilität der Demokratie dar.