Das lange Warten auf die Nobelpreise

Am Montag beginnt der jährliche Reigen. Die Jury wartet meist viele Jahre bis zu einer Würdigung.

Stockholm. Wie nützlich eine wissenschaftliche Entdeckung ist, stellt sich oft erst viele Jahre später heraus. Umgekehrt sind manche Erfindungen im Rückblick sogar schädlich, in die zuvor Hoffnungen gesetzt wurden. Entsprechend knifflig ist jedes Jahr die Entscheidung der schwedischen Nobelpreis-Jury für Physik, Chemie und Medizin, welche Wissenschaftler auf den Forschungsthron zu setzen sind.

Von der Entdeckung bis zum Nobelpreis — „es gibt Beispiele, wo das mehr als 50 Jahre gedauert hat“, erzählt der Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik, Lars Brink. Der russische Forscher Witali Ginsburg (1916-2009) etwa bekam die Auszeichnung 2003 für „bahnbrechende Arbeiten in der Theorie über Supraleiter und Supraflüssigkeiten“, die er in den 50er Jahren geleistet hatte.

Dabei hatte Alfred Nobel in seinem Testament festgelegt, dass diejenigen den Preis bekommen sollten, „die im abgelaufenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben“. Dass Nobelpreise erst einige bis viele Jahre nach der Entdeckung vergeben werden, ist aber kein neues Phänomen. Auch der erste Physik-Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) bekam die begehrte Auszeichnung erst sieben Jahre nachdem er die gleichnamigen Strahlen entdeckt hatte.

In der Geschichte der Nobelpreise gibt es auch Vergaben, die heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Zum Beispiel die an den portugiesischen Neurologen Antonio Egas Moniz 1949, der ein Verfahren entwickelt hatte, mit dem er psychisch Kranke heilen wollte. Der Eingriff veränderte ihre Persönlichkeit jedoch bisweilen drastisch. Oder der dänische Pathologe Grib Fibiger — er wurde für die Entdeckung eines krebserregenden Parasiten ausgezeichnet, die sich später als kompletter Irrtum erwies.

„Mit den Jahren sind wir sehr vorsichtig geworden“, sagt Brink. Das gilt auch als ein Grund dafür, dass der Astrophysiker Stephen Hawking noch keinen Nobelpreis hat. „Er hat in der Theorie einige wichtige Entdeckungen gemacht. Aber wir müssen sicher sein, dass sie stimmen“, sagt Brink. Hawkings Theorien wie die, das Schwarze Löcher — riesige, extrem massereiche Objekte im Kosmos — unter bestimmten Umständen Energie verlieren, seien extrem schwierig zu überprüfen.

Neben den drei wissenschaftlichen Nobelpreisen werden in dieser Woche auch der Wirtschafts- und Literaturnobelpreis sowie der Friedensnobelpreis vergeben.