#Nizza Der Terroranschlag im Netz — ein ganz eigenes Phänomen
Düsseldorf. Sergio Ramos, spanischer Fußball-Nationalspieler von Real Madrid, twitterte am Freitag: „Meine Gedanken sind bei den französischen Menschen. #PrayForNice“. Auch der Formel1-Fahrer Max Verstappen bekundete seine Trauer: „Schlimm, was in Nizza passiert ist.
Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und ihren Freunden. #JeSuisNice.“
So geht die typische Reaktion auf Anschläge wie jenen in Nizza. Die Ereignisse werden von Journalisten vor Ort live im Internet begleitet. Sie machen Videos und Fotos. Sie führen Interviews mit Augenzeugen und Betroffenen. Nirgendwo ist man heutzutage so nah am Geschehen wie in den sozialen Medien — wenn man denn nicht vor Ort ist.
Der User (Nutzer) konsumiert, verbreitet und trauert. Er erfindet so genannte Hashtags, die Thematisches gliedern, und ändert sein Profilbild im sozialen Netzwerk. Das drückt dann emotional aus, wie betroffen der Nutzer ist. Unter #PrayForNice wurden auf Twitter am Freitag zwischendurch bis zu 160 Millionen Tweets pro Stunde geschrieben. Auch #JeSuisNice kommt auf bis zu über einer Million Tweets pro Stunde. Mitmachen kann jeder.
Das Phänomen ist nicht neu. Schon anlässlich des Terroranschlags auf die Redaktion der französischen Satire-Zeitung Charlie Hebdo verkündete die ganze Welt im Nachhinein #JeSuisCharlie („Ich bin Charlie“). Auch die Anschläge in Paris im November letzten Jahres sorgte unter #PrayForParis für große Bestürzung. Auch im Internet.
Allerdings: So schnell wie die Netzgemeinde in Trauer versinkt, scheint sie auch wieder zu vergessen. Es ist ein ewiger Kreislauf. Ein User auf Twitter beschrieb diese Routine am Freitag sehr anschaulich: Auf den jeweiligen Terroranschlag folgt „PrayFor“ — danach der einzusetzende Ort des Anschlags. Danach wird das Profilbild mit den Farben der Landesflagge untermalt. Einige Tage später folgt der Rückzug, kehrt das Leben zur Normalität zurück. Die Landesfarben verschwinden, der Hashtag ist nur noch Geschichte. Bis zum nächsten Anschlag.