„Deso Dogg“ alias Denis Cuspert: Vom Berliner Rapper zum Terror-Kämpfer

Deso Dogg aus Kreuzberg soll in Syrien Kontakt zum Führungszirkel um den IS-Chef haben.

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Berlin. Er war schon totgesagt, etwa im September 2013, als er vermutlich durch einen Luftangriff des syrischen Militärs schwer am Kopf verwundet wurde. Jetzt bewegt sich „Deso Dogg“ alias Denis Cuspert im erweiterten Führungskreis der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Das jedenfalls glaubt der Berliner Verfassungsschutz.

Die Experten haben in einer Lageanalyse den Weg jenes Mannes aus Berlin nachgezeichnet, der nach zerrütteter Kindheit als mäßig erfolgreicher Gangsta-Rapper seine Wut herausschrie, um dann in nur etwa vier Jahren offensichtlich in die höchsten Islamisten-Kreise aufzusteigen.

Als Beleg für die „Karriere“ des heute 38-Jährigen zum deutschsprachigen „Demagogen des bewaffneten Dschihad“ führen die Verfassungsschützer ein Video aus dem April an. Es zeigt, wie Cuspert in Anwesenheit eines der berüchtigsten IS-Kommandeure Nordsyriens den Treueschwur auf IS-Topterrorist Abu Bakr al-Bagdadi ablegt. Der Deutsche, der an möglichen Völkermorden beteiligt sein soll, verfüge über direkten Zugang zu IS-Führungskreisen.

Die Anziehungskraft des militanten Salafisten Cuspert, der als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers in Berlin-Kreuzberg aufwuchs, beunruhigt die Experten schon lange. Seine vielfach angeklickten Auftritte bei Facebook und Youtube bergen für die Verfassungsschützer „ein erhebliches Mobilisierungsmoment für radikalisierte Personen in Deutschland, die Reise nach Syrien anzutreten“. Deshalb dürfte Cuspert für den IS interessant sein. Die Islamisten bauen sich in Europa „Youtube-Gesichter“ auf, um Anhänger zu radikalisieren oder in den „heiligen Krieg“ zu locken.

Aber wie gefährlich sind „Deso Dogg“ und andere für die innere Sicherheit? Die deutsche Salafisten-Szene ist wieder stärker in den Fokus gerückt, seit der Westen die IS-Terroristen massiv bekämpft, um im Nordirak einen Völkermord an Jesiden, Christen und anderen Minderheiten zu verhindern. In Ostwestfalen gerieten vor ein paar Wochen Jesiden und Salafisten aneinander. In Wuppertal traten selbsternannte radikalislamische Sittenwächter als „Scharia-Polizei“ mit Warnwesten auf. Die Politik reagiert reflexartig, Rufe nach Verboten werden laut.

Niemand sollte den Politikern die Sorge um die Sicherheit der Bürger absprechen. Denn extrem radikalisierte Leute sind eine Gefahr. So stand Arid U., bevor er im März 2011 am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschoss, über Facebook in Kontakt zu Cusperts Profil und soll sich unmittelbar vor den Morden mit einer Hassbotschaft eingestimmt haben.