Deutsche sind optimistisch
Eine jährlich durchgeführte Umfrage zeigt Überraschendes: Erstmals seit vielen Jahren nehmen die Ängste ab.
Berlin. Obwohl die Euro-Krise vielen Deutschen Kopfzerbrechen bereitet, sind die Deutschen so optimistisch wie seit zehn Jahren nicht. Das Angstniveau sinkt — erstmals seit 1994. Das zeigt die Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ der R+V-Versicherung, die seit 21 Jahren je 2500 Menschen befragt.
Allerdings hat sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 die Terrorangst verdoppelt. Sie sinkt kaum noch unter 50 (Vorjahr: 53) Prozent. Vor September 2001 hatten nur 25 Prozent Angst vor Terroranschlägen.
Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist gering wie nie. Sie sank im Vergleich zu 2010 um 24 Prozentpunkte auf 37 Prozent. „Besonders optimistisch blicken die Deutschen auf die eigene Wirtschaftslage — ein Thema, das die Bürger sonst mit großer Sorge betrachten“, sagt Manfred Schmidt, Politologe an der Uni Heidelberg.
Steigende Lebenshaltungskosten bereiten vielen Kopfzerbrechen. Schmidt: „Es gibt eine tiefliegende Inflationsangst, auch wenn die Inflationsrate tatsächlich gar nicht so hoch ist. Und die Menschen merken, dass das verfügbare Einkommen nicht mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt hält.“
Neben den alljährlich abgefragten Werten wurde auch eine Sonderbefragung zur aktuellen Schuldenkrise durchgeführt. 70 Prozent befürchten, dass die drohende Pleite einiger EU-Länder den deutschen Steuerzahler teuer zu stehen kommt — keine Angst erreichte 2011 höhere Werte. Auffallend: Werte über 70 Prozent wurden in den vergangenen 20 Jahren nur vier Mal erreicht — jeweils bei Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten und einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. Dass der Euro durch die Schuldenkrise gefährdet wird, befürchten 60 Prozent der Deutschen.
Zwei persönliche Ängste machen den Deutschen besonders zu schaffen: die Sorge, im Alter zum Pflegefall zu werden, und die Angst vor schwerer Erkrankung.