Deutscher Journalist Yücel aus türkischer Haft entlassen
Der deutsche Journalist Deniz Yücel kommt aus der Haft in der Türkei frei. Die Freilassung wurde von einem türkischen Gericht nach der Vorlage einer Anklageschrift durch die Staatswaltschaft angeordnet.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Freitag, die Istanbuler Staatsanwaltschaft habe eine Anklageschrift vorgelegt, in der 18 Jahre Haft für den „Welt“-Korrespondenten gefordert werde. Das Gericht habe die Anklageschrift angenommen und dann Yücels Entlassung aus der Untersuchungshaft angeordnet. Auch die Bundesregierung hat die Freilassung am Freitagmittag offiziell bestätigt. Außenminister Gabriel sagte am RAnde der Münchner Sicherheitskonferenz, Yücel dürfe die Türkei verlassen.
Yücel hatte rund ein Jahr ohne Anklage in der Türkei in Haft gesessen. Der Fall hatte für Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei gesorgt. Erst am Donnerstag, 15. Februar, hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Besuch des türkischen Premierministers Yildirim für Yücels Freilassung eingesetzt.
Deniz Yücel wurde am 10. September 1973 als Sohn türkischer Gastarbeiter im hessischen Flörsheim geboren.
2015 wurde er Türkei-Korrespondent für die "Welt" und zog nach Istanbul. Yücel spricht fließend Türkisch und besitzt sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft. Seine kritischen Artikel sorgten für wachsenden Unmut bei der Regierungspartei AKP.
Am 14. Februar 2017 wurde Yücel festgenommen. 13 Tage später verhängte ein Istanbuler Gericht Untersuchungshaft wegen des Verdachts der „Terrorpropaganda“ und der „Aufwiegelung der Bevölkerung“ gegen ihn. Eine Anklage lag bis zur Entlassung nicht vor.
Am 12. April 2017 heiratete Yücel im Hochsicherheitsgefängnis in Silivri rund 80 Kilometer westlich von Istanbul seine Freundin Dilek Mayatürk, die ihn immer montags in der Haft besuchte. Yücel wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. red/dpa