Analyse Europawahl im Mai: Nur jeder dritte Kandidat ist weiblich

Berlin · Zur Wahl im Mai treten in Deutschland so viele Kandidaten wie nie zuvor an. Insgesamt sind es 1380 Bewerber.

Bei der Europawahl bewerben sich erstmals 1380 Bewerber für die 96 deutschen Sitze im EU-Parlament – ein neuer Rekord.

Foto: dpa/Patrick Seeger

. Bei der Europawahl am 26. Mai gehen für Deutschland insgesamt 1380 Kandidaten ins Rennen – so viele wie nie zuvor. Allerdings ist nur etwa jeder dritte Bewerber (34,7 Prozent) weiblich. Das gab Bundeswahleiter Georg Thiel am Dienstag in Berlin bekannt. Nachfolgend weitere interessante Daten und Hintergründe rund um die Wahl:

Wie viele Abgeordnete werden gewählt?

Das EU-Parlament hat nach aktuellem Stand 751 Abgeordnete. Die Zahl der Sitze für jedes Mitgliedsland orientiert sich an der Größe seiner jeweiligen Bevölkerung. Deutschland verfügt mit 96 Parlamentariern über den höchsten Anteil. Es folgen Frankreich (79), Italien (76) und Spanien (59). Nur jeweils sechs Abgeordnete stellen dagegen die gemessen an ihrer Bevölkerung kleinsten Staaten Zypern, Luxemburg und Malta.

Was ist mit den Briten und dem Brexit?

Falls Großbritannien  an der Europawahl teilnimmt, stehen dem Land wie gehabt 73 Sitze zu. Bei einem EU-Austritt würde sich die Gesamtzahl der EU-Parlamentarier um 46 auf 705 verringern. 27 der 73 britischen Sitze werden dann unter 14 EU-Staaten neu verteilt, weil diese bislang leicht unterrepräsentiert sind. Für Deutschland bleibt es bei den 96 Sitzen. Sollte sich abzeichnen, dass   Großbritannien bereits nach dem 22. Mai nicht mehr in der EU sein wird, nimmt das Land   nicht an der Europawahl teil. Deutsche, die auf der Insel leben, könnten dann nur die Abgeordneten für Deutschland wählen. Ansonsten hätten sie die Wahl zwischen den deutschen oder den britischen Bewerbern.

Welches Wahlsystem gilt?

Anders als bei der Bundestagswahl mit ihrem Mischsystem aus Mehrheits- und Verhältniswahl gibt es weder Direktmandate noch Wahlkreise. Die Europawahl erfolgt nach den Grundsätzen der Verhältniswahl mit Listenwahlvorschlägen, die von Parteien für ein Bundesland  oder als gemeinsame Liste für alle Bundesländer aufgestellt werden. Jeder Wähler hat daher auch nur eine Stimme. Bei der letzten Europawahl im Jahr 2014 lag die Wahlbeteiligung in Deutschland  bei 48,1 Prozent. Das waren 5,5 Prozentpunkte mehr als im EU-Schnitt.

Wer ist wahlberechtigt?

Insgesamt sind in der EU rund 400 Millionen Menschen wahlberechtigt. In Deutschland sind es rund 65 Millionen Deutsche, darunter auch mehr als 80 000 Behinderte und psychisch Kranke in Vollbetreuung, denen das Bundesverfassungsgericht erst zu Wochenbeginn per Eilverfahren die Wahlteilnahme ermöglicht hat. Betroffene müssen dafür bis zum 5. Mai einen Antrag auf  Eintragung ins Wählerverzeichnis stellen. Hinzu kommen noch etwa 3,9 Wahlberechtigte anderer EU-Staaten, die in Deutschland wohnen.

Wie viele Parteien bewerben sich?

Für die Europawahl sind aus Deutschland insgesamt 41 Parteien und politische Vereinigungen zugelassen. Darunter alle Bundestagsparteien. Zwei Parteien stehen wie auch schon bei der Bundestagswahl nicht überall auf dem Wahlzettel: Die CDU tritt nicht Bayern an, die CSU dagegen nur im Freistaat. Den höchsten Frauenanteil an der Gesamtzahl der Bewerber einer Partei, nämlich 100 Prozent, weist übrigens die Partei „Die Frauen“ auf. Dagegen stellt ausgerechnet die Familien-Partei gar keine Bewerberin zur Wahl. Bei den Bundestagsparteien schwankt der Frauenanteil im jeweiligen Bewerberfeld zwischen 16,7 Prozent (AfD) und 52,5 Prozent (Grüne).