Frankreich: Sarkozy droht ein Debakel

Am 14. und 21. März wählen die Franzosen ihre 22 Regionalparlamente neu – und alle könnten an die Sozialisten fallen.

Paris. Es scheint das Schicksal der meisten Staatsmänner zu sein: Auf internationalem Parkett drehen sie erfolgreich ihre Pirouetten, während sie Zuhause im rauen Politalltag so manchen Tritt gegen das Schienbein verpasst bekommen. Nicolas Sarkozy, seit zweieinhalb Jahren Präsident Frankreichs, kann ein Lied davon singen. Seine Sympathiewerte sind tief im Keller, dafür erreicht die Arbeitslosigkeit in Frankreich den höchsten Stand seit zehn Jahren - Tendenz steigend.

Kein Wunder, dass sich das nächste Debakel bereits abzeichnet. Bei den Regionalwahlen am 14. und 21. März droht dem Präsidenten und seiner Partei UMP eine herbe Schlappe, möglicherweise sogar ein Debakel: Alle 22Regionen könnten an die Sozialisten fallen. Allerdings muss gesagt werden, dass Sarkozy daran nicht unschuldig ist. Beim Wahlkampf 2007 hatte er es blendend verstanden, das Volk mit einem opulenten Ankündigungskonzert zu betören. Doch längst sehen selbst die Sarko-Getreuen ein, dass auch er die Bäume nicht in den Himmel wachsen lässt: Die Arbeitslosigkeit (zehn Prozent) steigt ebenso ungebremst wie die Staatsverschuldung.

Gewiss, Sarkozy ist reformwillig. In der Finanzkrise zieht er als Vorreiter mutig gegen die Banken zu Felde und wirbt für die Deckelung der Boni. Andererseits scheitert die CO2-Steuer an handwerklichen Fehlern, und die Rentenreform fasst er nur mit spitzen Fingern an. Integration und öffentliche Sicherheit sind ebenfalls wichtige Themen, bei denen nur wenig passiert.

Sarkozys schlechter Lauf begann im wörtlichen Sinne an einem Juli-Sonntag beim Joggen im Park von Versailles, als der vermeintlich so virile Staatspräsident ausgelaugt niedersank. Seit diesem Schwächeanfall ist Sand im Getriebe. Als er dann noch einen sagenhaften Karrieresprung seines unerfahrenen, erst 23 Jahre alten Sohnes begünstigt, beschmutzt er sich mit dem Vorwurf der Vetternwirtschaft.

Im spektakulären Rufmordprozess, der so genannten "Clearstream"-Affäre, tritt er als Nebenkläger ebenfalls ins Fettnäpfchen, indem er seinen Erzfeind, den Hauptangeklagten Dominique de Villepin, gleich zu Prozessbeginn als Schuldigen abstempelt. Doch Villepin wird freigesprochen.

Sarkozy, der Polit-Stratege, läuft Gefahr sich zu verzocken. Mal setzt er, ganz zur Freude seiner linksliberalen Gattin Carla Bruni, auf die Öffnung zur linken Schickeria. Dann wieder fischt er ganz Rechtsaußen in den Gewässern des "Front National".

Neuerdings fällt sogar der britische Boulevard über Sarkozy her. Dass Carla Bruni beim Empfang zu Ehren des russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew ein eng anliegendes, bodenlanges Kleid trug, aber dabei deutlich sichtbar auf einen BH verzichtete, animierte die englische Presse zu dem Vorwurf: Darf die Première Dame das?