Frohe Überraschung für deutsche Rentner
Warum es im kommenden Jahr ein Plus von 2,3 Prozent gibt — und warum es nicht noch mehr wird.
Würzburg. Das ist doch mal eine gute Nachricht. Und Herbert Rische machte es sichtlich Freude, die Katze aus dem Sack zu lassen: Voraussichtlich knapp 2,3 Prozent mehr Mitte kommenden Jahres für die gut 16 Millionen Rentner im Westen. 3,2 Prozent Zuschlag für die vier Millionen Ruheständler im Osten, verkündete der Präsident der Deutschen Rentenversicherung (DRV) eine seit Tagen mit Spannung erwartete Botschaft. Es klang wie ein befreiender Paukenschlag. Und die Überraschung gelang, was die Größenordnung angeht.
Noch vergangene Woche wollten Kundige von einer Rentenerhöhung von lediglich gut 1,5 Prozent wissen. Das wäre schon wieder klar unter der Preisentwicklung von derzeit etwa 2,6 Prozent geblieben — und hätte den seit Jahren andauernden Kaufkraftschwund der Rentner durch Inflation und steigende Krankenkassenbeiträge einfach weiter fortgesetzt. Beifall hätte es dafür mit Sicherheit nicht gegeben.
Nur unverbesserliche Optimisten erwarteten, dass die Konjunktur nach der Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 so schnell wieder Tritt fassen würde. Von Beschäftigung und Entwicklung der Einkommen aber sind die Renten abhängig. Die Renten-Nullrunde zur Jahresmitte 2010 schien zunächst keine Eintagsfliege zu sein. Doch das Jobwunder mit Rekord-Beschäftigung und einem Tiefstand der Arbeitslosigkeit ließ die Einnahmen der Rentenkassen in einem Maße sprudeln, dass für die Beitragszahler sogar noch eine kleine Entlastung abfällt.
Auch wenn die Rentner nun weit besser als gedacht bedient werden: „Goldene Zeiten“ brechen für sie damit nicht an, weiß auch der DRV-Chef. Seit 2004 haben die Renten mehr als zehn Prozent an Kaufkraft verloren. Das kann die in Aussicht gestellte Erhöhung nicht wett machen. Den West-Rentnern winkt auch diesmal kein Inflationsausgleich. Und der Kampf gegen zunehmende Altersarmut bei Niedrigverdienern ist auch noch nicht gewonnen. Derzeit sind etwa 2,4 Prozent der Rentner auf staatliche Fürsorge angewiesen.
Würde die Einkommenserholung ungeschmälert weiter gegeben, wäre für die Ruheständler 2012 immerhin eine deutlich stärkere Rentenerhöhung herausgekommen. Im Osten plus 4,7 Prozent, im Westen plus 4,55 Prozent. Rein rechnerisch trägt diesmal dazu mit plus zwei Prozent auch der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor bei. Und zwar, weil sich das Verhältnis von Rentnern und Beschäftigten im Aufschwung klar verbessert hat.