Für Deutsche wird es schwieriger, Libyen zu verlassen
Auswärtiges Amt prüft Ausreise auf dem Seeweg.
Tripolis/ Berlin. „Christel und ich halten noch die Stellung, alle anderen versuchen am Mittwoch rauszukommen. Langsam wird es ungemütlich, hoffentlich bis bald.“ Diese Worte stammen aus dem Internet-Gästebuch der deutschen Schule in Tripolis und zeigen, wie prekär die Lage für die etwa 400 Bundesbürger in Libyen mittlerweile ist.
Seit Dienstag gibt es keinen regulären Linienflugverkehr mehr. Mit einer Sondermaschine der Lufthansa und zwei Transall der Bundeswehr wurden stattdessen Deutsche aus Tripolis ausgeflogen. Die Deutsche Botschaft hat am Flughafen einen Krisenstand errichtet.
Laut Auswärtigem Amt sei die Mehrzahl der Deutschen in Libyen „ausreisewillig“. Allerdings sei es schwierig, die etwa 50 Bundesbürger zu erreichen, die außerhalb der Hauptstadt leben. Besonders unübersichtlich sei die Lage in Bengasi, der Hafenstadt im Norden, die als Zentrum der Unruhen gilt.
Der Flughafen dort soll stark beschädigt worden sein und kann laut Auswärtigem Amt nicht mehr angeflogen werden. „Wir prüfen zurzeit, wie wir die Menschen mit Fähren in die Türkei bringen können“, heißt es. Der Landweg, etwa über Ägypten oder Tunesien, sei als zu gefährlich eingestuft worden.
Laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag haben 30 bis 40 deutsche Unternehmen Standorte in dem nordafrikanischen Land, überwiegend im Öl- und Gasbereich. Dazu gehört die RWE-Tochter Dea, die von Tripolis aus eine eigene Erdölförderung vorbereitet.
Konzernsprecher Uwe Stephan Lagies sagt: „Wir haben am Wochenende und am Montag 40 Personen ausgeflogen, der Großteil sind deutsche Mitarbeiter und ihre Angehörigen. Zurzeit arbeiten wir dort nur noch mit einer kleinen Kernmannschaft.“
Die BASF-Tochter Wintershall hat neun ihrer 30 deutschen Mitarbeiter in die Heimat geschickt. Schwieriger sei es, die Mitarbeiter auszufliegen, die auf Ölfeldern in der Wüste arbeiten. Sie sind etwa 1.000 Kilometer von Tripolis entfernt.