G8-Gipfel: Große Worte und nette Gesten

Die Staats- und Regierungschefs setzen in Camp David auf Harmonie. Obama hat es besonders nötig.

Camp David. Barack Obama kann Wärme und Zuspruch derzeit gut gebrauchen. Mit Bedacht hat er das ländliche Camp David als Ort des G8-Gipfels gewählt. Blockhütten, Kaminfeuer — hier gehört Harmonie zum Mobiliar.

Hier treten die Herren ohne Schlips auf, manche in farbenfrohen Pullovern. Hier will augenscheinlich niemand dem Anderen etwas Böses tun. Hier findet Obama, der bedrängte Präsident, der Mann, der um seine Wiederwahl fürchten muss, Ruhe und Labsal — für ein paar Stunden wenigstens.

Entsprechend pfleglich gingen die Gäste mit dem Gastgeber um. Geradezu flehend hatte Obama im Vorfeld um mehr Wachstumsimpulse gebeten, endlich solle „Sparmeisterin“ Angela Merkel ihre Dauer-Opposition aufgeben — er konnte wenigstens einen Teilerfolg einfahren.

Nuanciert, facettenreich, beinahe doppelzüngig fiel denn die Erklärung zum Thema Wirtschaft aus. Wachstum, Jobs, Sparen und Etatkonsolidierung — von allem war ein bisschen dabei. „Alle notwendigen Schritte unternehmen, um unsere Volkswirtschaften zu stärken und wieder Schwung zu geben“, heißt es da.

Jeder kann sich herauspicken, was ihm gefällt. „Weltführer fordern Wachstum, keine Sparpolitik“, titelte die „New York Times“ ganz im Sinne Obamas. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht das freilich etwas anders.

Obamas Ziel war es auch, sich im Glanz des Gipfels zu sonnen, sich in den Augen seiner Landsleute als Weltführer zu präsentieren. Vollmundig sprach er von Fortschritten und Hoffnungen im Iran.

Erstmals seit Jahren scheint sich im Atomstreit etwas zu bewegen. Auch hier herrscht das Prinzip Hoffnung. Gleich mehrmals sprach Obama in Sachen Iran von Einigkeit — obwohl der kritische Russe Dmitri Medwedew mit am Tisch saß.

Doch mit Außenpolitik, internationaler Diplomatie und Gipfeln ist es so eine Sache in den USA: Es interessiert viel weniger als in Europa. „Die Wähler wissen nicht viel darüber, was diese Führer bei ihren Treffen entscheiden“, zitiert die „New York Times“ Ian Hurd, Politologe von der Northwestern University.

Lakonisch fügt er hinzu: „Doch wenn es am Ende wie ein Erfolg aussieht, dann führt das zu Überschriften, die den Präsidenten loben.“ Dies wiederum könnte sich in Wählerstimmen ummünzen.