Gefüllte Kriegskasse gegen die Euro-Krise
Internationaler Währungsfonds erhöht seine Hilfsmittel um rund 325 Milliarden Euro.
Washington. Die Top-Wirtschaftsmächte der Welt füllen ihre Kriegskasse im Kampf gegen die europäische Euro- und Schuldenkrise: Am Wochenende stockte der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Rettungsschirm um 430 Milliarden Dollar (rund 325 Milliarden Euro) auf eine Billion Dollar auf, um der Eurozone den Rücken zu stärken. Von deutscher Seite werden zusätzliche 41,5 Milliarden Euro nach Washington fließen.
Durch Abwesenheit bei der Finanzaufstockung glänzten hingegen die USA, der mit Abstand größte IWF-Aktionär. Ein gutes halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl waren weder Demokraten noch Republikaner bereit, für eine Institution, der die breite US-Öffentlichkeit schon immer skeptisch gegenüberstand, den Geldhahn aufzudrehen.
Trotz der finanziellen Zurückhaltung übten die USA zugleich scharfe Kritik an Europa, das seine Rettungsschirme ausbauen und weitere Maßnahmen ergreifen müsse, um der desaströsen Staatsverschuldung einen Riegel vorzuschieben.
Die Brandschutzmauer im Kampf gegen die Schuldenmisere war derweil der erste große Erfolg für IWF-Chefin Christine Lagarde (52). Mit aller Kraft hatte die Französin die Topwirtschaftsmächte dazu gedrängt. Nach zufriedenem Zurücklehnen jedoch war den Finanzministern und Notenbankchefs dennoch nicht zumute. Auf ihrer Konferenz mangelte es nicht an Warnungen. Mit dem Rettungsschirm von einer Billion Dollar sei allenfalls Zeit gekauft worden. „Epizentrum“ für globale Risiken bleibe die Euro-Zone, mahnte nicht nur Lagarde.
Europa wird im Fokus der nervösen Finanzmärkte bleiben. Nicht nur, weil mit Wahlen in Frankreich und Griechenland sowie einem Referendum in Irland den Krisenmanagern neue Hiobsbotschaften drohen. „So wichtig Brandmauern sind: Sie werden das Feuer nicht löschen können“, sagt Bundesbank-Chef Jens Weidmann und warnt vor einem nachlassenden Reformeifer und dem „reflexhaften Ruf“ nach billigem Geld.