Demografiestrategie: Länger arbeiten und mehr sparen
Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will Deutschland fit machen für den demografischen Wandel. In der Strategie, die das Kabinett dazu am Mittwoch verabschieden soll, ist unter anderem vorgesehen, Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Elternhäusern zu fördern.
Außerdem sollen vermehrt Fachkräfte nach Deutschland geholt werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll gefördert und in den öffentlichen Kassen eisern gespart werden. Pflegeangebote will die Regierung verbessern.
Die Demografiestrategie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fasst bereits seit längerem bekannte Vorhaben der verschiedenen Ministerien zusammen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wies den Vorwurf zurück, die Strategie komme viel zu spät. In ihrem Video-Podcast sagte sie am Wochenende: „Wir haben schon viele einzelne Maßnahmen ergriffen.“ So sei das Rentensystem darauf ausgerichtet, dass die Zahl der Einzahler abnimmt und die Zahl der Rentenbezieher zunimmt. Nach dem Kabinettsbeschluss sollen die Maßnahmen diskutiert werden, auch mit den Ministerpräsidenten der Länder.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) plädiert für ein positives und aktives Bild des Alters. Studien zur Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmern zeigten, dass es nur einen schwachen Zusammenhang von Alter und Produktivität gebe. „Ältere Arbeitnehmer gleichen vieles durch größere Genauigkeit und Qualität ihrer Arbeit wieder aus“, schrieb der Minister in einem Beitrag für die „Welt am Sonntag“. Sie würden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hob die Rolle engagierter Großeltern hervor. „Die vielen Omas und Opas mit ihrem wertvollen Schatz an Erfahrung sind ein Segen - nicht nur für die Enkelkinder, sondern für den Alltag in vielen Familien, in der Nachbarschaft und die gesamte Gesellschaft“, sagte der Freiburger Erzbischof der Nachrichtenagentur dpa zum Auftakt der „Woche für das Leben“.
Mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland werde oft vor einem „Krieg der Generationen“ gewarnt und der Eindruck erweckt, in Deutschland rolle eine „graue Revolution“ mit Rollstühlen und Rollatoren heran. Dabei trage eine wachsende Zahl aktiver Großeltern immer häufiger zu einem gelingenden Miteinander aller Generationen bei, sagte Zollitsch.
Insgesamt verliert Deutschland bis zum Jahr 2060 voraussichtlich bis zu 17 Millionen Einwohner, also ein Fünftel der Bevölkerung. Die neuen Länder werden besonders stark betroffen sein. Dort leben in 50 Jahren den Berechnungen zufolge ein Drittel weniger Menschen als heute.