Verbraucher "Gelber Sack": Warum sich der Bundestag plötzlich mit miesen Müllbeuteln beschäftigt

Oft gehen die „gelben Säcke“ schon kaputt, wenn man sie nur von der Rolle abtrennt. Deshalb sind sie sind für viele Verbraucher ein Ärgernis. Die miserable Beschaffenheit ruft nun auch die Politik auf den Plan.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen blauen Müllsäcken weist der „gelbe Sack“ eine deutlich geringere Folienstärke auf.

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Berlin. Ist es windig, reißt der zur Abholung bereitliegende Sack und der stinkende Müll fliegt herum. Spätestens dann kommen die Tiere. Oft gehen die „gelben Säcke“ schon kaputt, wenn man sie nur von der Rolle abtrennt. Deshalb sind sie sind für viele Verbraucher ein Ärgernis. Die miserable Beschaffenheit ruft nun auch die Politik auf den Plan. Manch einer findet sogar, dass der „gelbe Sack“ in die Tonne gehört.

Auslöser ist die Petition eines Bürgers an den Bundestag, der darin beklagt hatte, dass das Material der Säcke so dünn sei, weshalb es regelmäßig einreiße und die Behältnisse nicht mehr nutzbar seien. Das Internet ist voll von solchen und ähnlichen Beschwerden. Auf Initiative des Petitionsausschusses schloss sich der Bundestag kürzlich dem Befund an. In dem unserer Redaktion vorliegenden Beschlusspapier heißt es: Die Festigkeit der „gelben Säcke“ lasse zu wünschen übrig. Dieser Umstand stehe „konträr zu den umweltpolitischen Anliegen“, die mit der Mülltrennung und der Sammlung von Leichtverpackungen verbunden seien. Verärgerte Bürger sollten sich daher bei ihrem Entsorger beschweren. Und: Nach dem Willen des Bundestages soll sich das Umweltministerium der Sache jetzt annehmen.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen blauen Müllsäcken weist der „gelbe Sack“ eine deutlich geringere Folienstärke auf. Insider führen das darauf zurück, dass die Entsorger Kosten sparen wollen. Beim Dualen System Deutschland, das den Transport und die Sortierung der Verpackungsabfälle organisiert, räumt man das Problem ein. „Die Kritik ist teilweise nicht ganz unberechtigt“, so ein Sprecher auf Nachfrage. Die bestehenden Wandstärken seien ein Kompromiss zwischen „ordnungsgemäßer Handhabung und Vorbeugung von Fehlbefüllungen“ mit schwerem Restmüll. Verbesserungen der Qualität seien jedoch geplant. Zahlreiche Kommunen hätten inzwischen auch auf die gelbe Tonne umgestellt.

Aber eben nicht alle und auch nicht die meisten. Die Front der Gegner des Sacks wächst daher. So sagt die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne): „Der Gelbe Sack ist längst reif für die Tonne.“ Die Probleme der Bürger seien ein Beleg, dass sich das hiesige Abfallsystem nicht bewährt habe. „Darüber hinaus trägt er zur Plastikvermüllung der Umwelt bei“, so Kotting-Uhl zu unserer Redaktion. Sinnvoller sei die Einführung einer Wertstofftonne für alle verwertbaren Materialien. Auch der Umweltexperte der Linken, Ralph Lenkert, fordert das Aus für den Sack. Flächendeckend müsse auf die gelbe Tonne umgestellt werden „und das organisiert in kommunaler Hoheit“.

Verbraucherschützer sind ähnlich kritisch: Das ganze System sei eine Art „Umwelt-Ablasshandel“, von dem ein großer Wirtschaftszweig lebe, so der Experte Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn schon, dann besser die Tonne.“ Grundsätzlich, so sein Rat, sollte der Verbraucher möglichst wenige Wegwerfkunststoffe verwenden.