Politik GroKo: Der Verlierer in der SPD heißt Gabriel
Zu den Ergebnissen der Groko-Verhandlungen gibt es kein offizielles Wort vom amtierenden SPD-Außenminister. Sucht man Verlierer in der Sozialdemokratischen Partei, landet man zuerst bei ihm.
Berlin. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der jüngeren deutschen Politik, dass einer der inzwischen beliebtesten Protagonisten der Berliner Bühne in der neuen Regierung trotz fortlaufender Koalition keinen Platz mehr finden wird. Noch-Parteichef Martin Schulz will Gabriels Job. Und er wird ihn bekommen, wenn die Mitglieder der SPD dem Koalitionsvertrag zustimmen, das ist sicher.
Wie muss sich das anfühlen für Gabriel, der dem SPD-Führungskader im Wahlkampf und danach mit Alleingängen und aus seiner Sicht geschickter Positionierung zur freilich unpassenden Zeit genervt hat? Andrea Nahles wird Parteivorsitzende. Schulz Außenminister. Und Olaf Scholz ist bald Vizekanzler und Finanzminister. Und Gabriel? Scheint SPD-Geschichte. Den gerade lieb gewonnenen Posten als Außenminister verliert er. Nach dem SPD-Vorsitz, den Gabriel mehr oder minder freiwillig im Herbst 2017 an Schulz abgegeben hatte, wird sein Verlust an Macht gewaltiger. Und wieder geht der Job an: Schulz. Der mal Freund war, aber längst Kontrahent ist. Auch mit Nahles konnte Gabriel nie besonders. Im Führungszirkel gilt der Mann aus Goslar als ziemlich isoliert.
So bleibt Gabriel, der schon an den Sondierungsgesprächen und Koalitionsverhandlungen keinen Anteil hatte, künftig nur die Rolle als einfacher Bundestagsabgeordneter. Vor Wochen war bekannt geworden, dass er einen Lehrauftrag an der Uni Bonn erhält. Gabriel hat zwei kleine Kinder, die Familie gilt als hohes Gut. Aber ob das dem 58 Jahre alten Vollblutpolitiker künftig reicht? Verschiedene Medien spekulieren am MIttwoch, dass in Hamburg der Oberbürgermeister-Posten frei werde und Gabriel seine Flexibilität ja nun schon des Öfteren bewiesen habe. Aber Hamburg? Kaum zu glauben.
Politik ist Macht auf Zeit, womöglich ist seine Zeit abgelaufen. Dem „Spiegel“ sagte er Anfang Februar, er wolle seinen Job behalten, es sei spannend „In solchen international verwirrenden Zeiten seinem Land als Außenminister dienen zu können“. Aber: „Wir sind alle Gewählte und nicht Erwählte. Die SPD hat natürlich jedes Recht, mögliche Ministerämter anders zu besetzen.“ Es war ein Akt der Demut, leicht gefallen wird ihm das nicht sein. Und es scheint, als habe ihm das auch nicht mehr geholfen.