Hochgeheime Wahl Hamas wählt Ex-Häftling zum neuen Chef im Gazastreifen
Gaza (dpa) - Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas hat den Ex-Häftling Jihia al-Sinwar zum neuen Chef für den Gazastreifen gewählt.
Bei hochgeheimen Wahlen seien im Gazastreifen, im Westjordanland, in den Gefängnissen und in der Diaspora neue Hamas-Führer benannt worden, berichtete die Hamas-eigene Nachrichtenseite al-Resala am Montag. Al-Sinwars Stellvertreter sei Chalil al-Haja geworden.
Al-Sinwar war wegen der Beteiligung an der Entführung und Tötung des israelischen Soldaten Nachschon Wachsman im Jahr 1994 zu viermal lebenslanger Haft verurteilt worden. Er kam 2011 bei dem Gefangenenaustausch für den israelischen Soldaten Gilad Schalit frei.
Hamas-nahe Quellen sagten, dass insgesamt 15 Mitglieder in den führenden Rat für den Gazastreifen gewählt worden seien. Mitglied des Rates sei auch Mahmud al-Sahar geworden, der vermutlich bisher der Leiter der Hamas im Gazastreifen gewesen war.
Der Schura-Rat der Hamas hat die Wahlen in den vergangenen zwei Wochen abgehalten. In jedem der vier Bereiche seien ein neuer Führer und sein Stellvertreter gewählt worden. Der Schura-Rat ist das Parlament der Organisation und wählt wiederum das Politbüro - den Führer und seine Vertreter.
Bisheriger Führer der Hamas ist Chaled Maschaal, sein Stellvertreter ist Ismail Hanija. Es gibt noch keine offizielle Erklärung, wer Meschaal nachfolgen wird.
Die Hamas hatte 2007 nach einem blutigen Bruderkrieg gegen die Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Macht im Gazastreifen an sich gerissen. Seither regiert Abbas faktisch nur noch im Westjordanland, die Hamas im Gazastreifen.
Im Anschluss hatte Israel seine Blockade des Küstenstreifens verschärft. Die Maßnahme wird auch von Ägypten mitgetragen. Die EU, die USA und Israel stufen die Hamas als Terrororganisation ein.
Die Hamas spricht Israel das Existenzrecht ab. Der letzte Krieg zwischen beiden Parteien war im Sommer 2014. 50 Tage wurde damals gekämpft: 2200 Palästinenser und mehr als 70 Israelis starben.
In den vergangenen Monaten landeten nur noch vereinzelt Raketen aus dem Gazastreifen in Israel. Vergangene Woche schlug eine Rakete in der Nähe der Küstenstadt Aschkelon ein. Israelische Kampfjets griffen daraufhin mehrere Stützpunkte der Hamas im Gazastreifen an.