Im Kosovo gilt Merkel als mächtige Freundin
Bei ihrem ersten Besuch lobt die Bundeskanzlerin vor allem den Einsatz der deutschen Soldaten.
Pristina. Für ein paar Stunden ist die Bundeskanzlerin der Star. Am Flughafen von Pristina haben sie ein riesiges Porträt der deutschen Regierungschefin an der Fassade angebracht, Ministerpräsident Hashim Thaci begrüßt Angela Merkel dort mit Musik und wehenden Fahnen. Die Kinder haben zur Feier des Tages schulfrei bekommen. Irgendwie glauben die Menschen im Kosovo, Merkel sei eine von ihnen. Erstmals in ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin reiste sie am Montag in das vom Krieg gezeichnete Land.
Der Besuch ist auch eine Anerkennung für die deutschen Soldaten in der internationalen Schutztruppe Kfor. Der deutsche Blick auf den Balkan verliert sich oft hinter dem großen Problemfeld Afghanistan. Dorthin hatte die Kanzlerin ihren Weihnachtsbesuch vor einem Jahr unternommen. In Pristina traf sich Merkel mit dem bei den Unruhen im Nordkosovo im November angeschossenen Oberstleutnant Klaus Glaab. Die Ausschreitungen seien ein Beweis dafür, dass der Einsatz im Kosovo wieder gefährlicher geworden sei, sagt die Kanzlerin.
In Pristina wird die CDU-Chefin aber noch von einem ganz anderen Konflikt eingeholt — den um den Bundespräsidenten. Merkel versichert ihrem Parteifreund Christian Wulff von Pristina aus „vollstes Vertrauen“.
Merkel ist eine Frau der deutlichen Sprache. So hatte sie im August während eines Besuches beim Kosovo-Konfliktnachbarn Serbien dessen Präsidenten Boris Tadic auf offener Bühne gewarnt, weiter mit viel Geld eigene illegale Institutionen für die serbische Minderheit im Nordkosovo aufrecht zu erhalten. Damit werde deren Integration in das von 80 Ländern als eigener Staat anerkannte Kosovo verhindert. Die Menschen im Kosovo hat das tief beeindruckt. Dass beim EU-Gipfel vor zehn Tagen wegen der Kosovo-Frage maßgeblich auf Drängen Deutschlands die Entscheidung über Serbiens Status als EU-Beitrittskandidaten verschoben wurde, verstärkte ihr Gefühl, eine mächtige Frau an der eigenen Seite zu haben.
Merkels erstes Anliegen an diesem Tag kurz vor ihrem Weihnachtsurlaub war aber ein Gespräch mit den deutschen Soldaten. Ursprünglich sollte die Kfor auf unter 1000 deutsche Soldaten reduziert sein. Wegen der Unruhen im Norden musste wieder aufgestockt werden. Merkel sagt: „Wir werden noch einen langen Weg vor uns haben.“