600 000 Euro: Steinbrück ist Spitze bei Nebenjobs im Bundestag
Berlin (dpa) - Der frühere Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat in dieser Wahlperiode bislang mindestens 600 000 Euro für Vorträge und andere Nebentätigkeiten kassiert.
Wahrscheinlich lagen seine Einnahmen in dieser Zeit sogar deutlich über einer Million Euro. Das geht aus den aktualisierten Angaben des Bundestags über die Nebeneinkünfte der 620 Parlamentarier hervor.
Demnach wurde Steinbrück, der auch als nächster Kanzlerkandidat gehandelt wird, besonders häufig als gut bezahlter Redner engagiert: Er kam zwischen Oktober 2009 und Februar 2012 auf nicht weniger als 75 Vorträge. Die Honorare für jeden Auftritt neben seinem Bundestagsmandat lagen fast immer bei mindestens 7000 Euro.
Auch andere ehemalige Regierungsmitglieder mit Bundestagsmandat, wie etwa der frühere Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU), haben die Zahl ihrer lukrativen Nebenjobs deutlich erhöht. Glos' frühere Staatssekretärin Dagmar Wöhrl (CSU) wiederum sitzt seit kurzem im Verwaltungsrat einer Schweizer Bank. Abgeordnete von CDU/CSU und FDP gehen mit Abstand am häufigsten einer Nebentätigkeit nach. Aktiven Regierungsmitgliedern ist dies bis zu ihrem Ausscheiden untersagt.
Generell müssen Parlamentarier alle Nebentätigkeiten offen legen, die mehr als 1000 Euro im Monat oder 10 000 Euro pro Jahr einbringen. Sie werden dann in drei Gruppen unterteilt: Stufe eins erfasst einmalige oder regelmäßige Einkünfte von 1000 bis 3500 Euro. Stufe zwei reicht bis 7000 Euro. Stufe drei gibt pauschal Einnahmen über 7000 Euro an, die allerdings auch viel höher liegen können.
Allein für Steinbrücks rege Vortragstätigkeiten, die bis auf wenige Ausnahmen alle mit Stufe drei honoriert wurden, ergibt sich damit ein Mindestgesamtbetrag von mehr als 500 000 Euro, legt man lediglich 7000 Euro je Auftritt zugrunde. Nach Schätzungen von Branchenkennern liegt Steinbrücks „Marktwert“ als Redner jedoch mehr als doppelt so hoch: bei 15 000 bis 20 000 Euro je Vortrag.
Weitere Einkünfte fließen dem SPD-Politiker aus publizistischen Tätigkeiten sowie seinen Buchhonoraren zu. Für die beiden vergangenen Jahre gibt er die Erlöse aus seinen gut verkauften Veröffentlichungen jeweils mit Höchststufe drei an. Dazu kommen noch Gelder für einen Aufsichtsratsposten beim Stahlkonzern ThyssenKrupp, die laut Medienberichten im Geschäftsjahr 2009/2010 bei knapp 50 000 Euro gelegen haben.