Afrika: Minister Niebel reist in Hungerregion

Berlin (dpa) - Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ist am Samstag für vier Tage in die Hungerregion am Horn von Afrika gereist. Er will in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit der dortigen Regierung über die Lage sprechen.

Von Nairobi aus will er die Flüchtlingslager in der Nähe der kenianischen Ortschaft Dadaab besuchen. Der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Sascha Raabe, kritisierte, der deutsche Anteil an der internationalen Hilfe für das Katastrophengebiet sei zu gering und komme nur langsam.

„Viele der Hilfsorganisationen klagen über die zögerliche Freigabe der Nothilfegelder durch Entwicklungsministerium und Auswärtiges Amt“, sagte Raabe der Nachrichtenagentur dpa. Niebel und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) müssten auch mehr Druck auf die kenianische Regierung machen, „damit sie vollständig ausgerüstete, aber bisher ungenutzte Lager für die neu ankommenden Flüchtlinge öffnet“.

Dürre und Hungerkatastrophe treiben immer mehr Flüchtlinge aus Somalia in die Lager in Kenia und Äthiopien. Mehr als 800 000 Somalis fanden inzwischen in beiden Nachbarstaaten Zuflucht - die meisten wohl in den Lagern um Dadaab. Die Lage in Somalia wird noch dadurch verschärft, dass das Land seit mehr als 20 Jahren keine funktionierende Zentralregierung mehr hat und unter anderem von islamistischen Milizen terrorisiert wird. Angesichts dessen ist es sehr schwierig, die Flüchtlinge mit Lebensmitteln zu versorgen.

Deutschland hat nach Regierungsangaben für die Hungernden in Somalia, Kenia und Äthiopien inzwischen 33,5 Millionen Euro direkt zur Verfügung gestellt sowie weitere 32 Millionen über ihren gut 20-prozentigen Anteil an den Hilfen der Europäischen Union.

Der Vorsitzende der Hilfsorganisation Save the Children Deutschland, Thomas Heilmann, forderte mehr und schnellere Hilfe. „Alle sind gefordert: die Bundesregierung, die EU, aber auch wir Privatspender“, erklärte er in einem Beitrag für die „Welt am Sonntag“. Zwei Milliarden Dollar (rund 1,4 Milliarden Euro) würden gebraucht. „Nur wenig mehr als die Hälfte des benötigten Geldes ist bislang zugesagt.“ Wegen dieses Geldmangels müsse das UN-Welternährungsprogramm (WFP) eine grausame Entscheidung treffen: „In Kenia bekommen nur noch Kinder, die jünger als vier Jahre sind, therapeutische Spezialnahrung. Mehr als 260 000 unterernährte Kinder mussten aus dem Notprogramm ausgeschlossen werden“, sagte Heilmann.