Analyse: Atomausstieg: Geht das — und was kostet das?
Kernenergie steht in Deutschland vor dem Aus. Doch die Folgen wären weitreichend.
Berlin. Der Start des ersten Versuchsatomkraftwerks im bayerischen Kahl jährt sich Mitte Juni zum 50. Mal — ob das gefeiert wird, ist fraglich. Wahrscheinlich wird gleichzeitig wohl ein endgültiger und unumkehrbarer Atomausstieg beschlossen werden. Doch das Ganze wird Nebenwirkungen haben, die nun gegen das Restrisiko abgewogen werden.
Prinzipiell decken sich die Stromhändler in der EU mit dem gerade günstigsten Strom ein. Das führt dazu, dass derzeit laut Bundesnetzagentur täglich 2500 Megawattstunden Strom aus Ländern wie Frankreich und Tschechien eingeführt werden. Der Grund: Es gibt weniger günstigen deutschen Atomstrom.
Wahrscheinlich, aber eher in vertretbarem Maße. Derzeit kostet eine Kilowattstunde rund 25 Cent. Höhere Preise sind Investitionen in die Zukunft. Beim billigen Atom- und Kohlestrom sind Folgekosten wie Endlagerung und Umweltzerstörungen nicht mit eingerechnet. Ein GAU in Deutschland wäre nur bis zu einem Schaden von 2,5 Milliarden Euro versichert. Sonnen- und Windstrom brauchen jetzt Starthilfen, verursachen aber keine Folgekosten.
Nein. Auch ohne acht Atomkraftwerke kann der Strombedarf mit den vorhandenen Kapazitäten mehr als gedeckt werden. Da Windräder nicht kontinuierlich Strom liefern, müssen künftig aber weitaus höhere Leistungskapazitäten geschaffen werden als bei Atomkraftwerken. Allein mit Strom aus Windenergie an Land könnte laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs gedeckt werden.
Im Monitoringbericht 2010 der Bundesnetzagentur wird betont, dass nur drei der 24 Ausbau-Vorhaben aufgrund von „mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung“ verzögert werden.
Je teurer die Sicherheitsmaßnahmen, desto unrentabler ist der Atomstrom. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) strebt eine „Energiewende mit Augenmaß“ an. Das könnte auch teure Nachrüstungen bei den am Netz bleibenden Meilern bedeuten, so dass ein deutsches Atomkraftwerk den Betreibern pro Tag nicht mehr wie bisher etwa eine Million Euro einbringt.