Bürgerstunde mit Merkel Angela Merkel und das weinende Flüchtlingskind

Rostock. In Rostock hat sich Angela Merkel (CDU) bürgernah zeigen wollen und sich am Mittwoch unter dem Titel "Gut Leben in Deutschland" den Fragen von 30 Schülern gestellt. Doch dann konfrontierte ein palästinensisches Mädchen die Bundeskanzlerin mit den plötzlich ganz greifbaren Folgen der Flüchtlingspolitik.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch in der Paul Friedrich Scheel-Schule in Rostock .

Foto: Bernd Wüstneck

Ein Videobeitrag des NDR zu der Bürgerstunde entwickelt sich derzeit zum Netztrend. Schnell entand auf Twitter der Hashtag #Merkelstreichelt.

Die Geschichte dahinter: Gemeinsam mit ihrer Familie ist die Schülerin aus dem Libanon geflüchtet und lebt seit vielen Jahren in Rostock. Erst kürzlich drohte der Familie die Abschiebung. "Ich habe ja auch Ziele wie jeder andere. Ich möchte studieren. Es ist wirklich ein Wunsch und ein Ziel, das ich gerne schaffen möchte", erklärt Reem der Kanzlerin. Seit vier Jahren besucht das Mädchen das Schulzentrum Paul Friedrich Scheel in Rostock, hat in dieser Zeit fließend Deutsch und Englisch gelernt, etwas Schwedisch kann sie auch, schreibt die FAZ.

Es sei sehr "unangenehm, mit anzusehen, wie andere das Leben genießen können und man es selbst nicht mitgenießen kann", sagt Reem in der Bürgerstunde weiter. MErkel zeigt zwar Vertändnis, beendet ihre Antwort aber mit folgender aussage: "Manchmal ist Politik auch hart." Die Schülerin sei "ein sympathischer Mensch", betont Merkel. Doch es könnten nicht alle Flüchtlinge nach Deutschland kommen und "es werden manche auch wieder zurückkehren müssen".

Für die Bundeskanzlerin ist die Sache erst einmal erledigt und sie spricht weiter, dann merkt sie, dass die Schülerin offenbar zu weinen begonnen hat. Merkel unterbricht sich, geht zu Reem und streichelt sie. "Das du doch ganz gut gemacht", sagt die Kanzlerin. Der Moderator entgegnet: "Frau Merkel, ich glaube nicht, dass es hier um 'gut gemacht' geht."

Auch das Thema Homo-Ehe kam beim Bürgerdialog aufs Tablett: Aufgebracht hat es ein 17-Jähriger auf, der laut eigener Aussage selbst schwul ist. Die Kanzlerin antwortete ihm: "Wir haben ja sehr lange, und für mich ist das persönlich nach wie vor so, gesagt: Die Ehe, das ist die Verbindung aus Mann und Frau."

Wie queer.de berichtet wolle Merkel die sogenannte Homo-Ehe auf einem Parteitag diskutieren und schauen, "wie sich die Mehrheiten entscheiden", meinte die CDU-Politikerin. Dass alle anwesenden Schüler eine Ehe-Öffnung offenbar unterstützen, beeindruckte sie nicht: Wenn es in allen Parteien eine Mehrheit gebe wie in dieser Gruppe, "dann wird man sicherlich auch einen Veränderungsprozess in der Gesellschaft haben. Ich glaube, im Augenblick ist es in der Gesellschaft noch nicht so ganz eindeutig, wie es jetzt hier in dieser Gruppe ist."