Arbeitsagentur verteidigt Spar-Tipps für Hartz-IV-Empfänger

Pinneberg/Nürnberg (dpa) - Vegetarier werden, Steine in Spülkästen legen, Möbel vom Dachboden versteigern: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine Broschüre mit Spartipps für Hartz-IV-Empfänger verteidigt.

„Das sind Tipps, die auch in vielen Zeitungen und Zeitschriften zu finden sind“, sagte eine BA-Sprecherin am Donnerstag. Zudem sei das Heft zum größeren Teil hilfreicher Ratgeber für Behördengänge. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über die Broschüre berichtet. In den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter wurde sie teils heftig diskutiert und kritisiert.

Die im Kreis Pinneberg bei Hamburg erschienene Broschüre erzählt in Comics die Geschichte der fiktiven vierköpfigen Familie Fischer. Vater Knut muss Arbeitslosengeld II beantragen, zusammen mit Frau und Kindern beschließt er zum Beispiel, auf Fleisch zu verzichten. „Ich will sowieso Vegetarier werden“, wird Tochter Lara zitiert - sie ist „bester Laune“. Wenig später verkauft die Familie elf Jahre alte Möbel im Internet. „Wahnsinn!“, brüllt Vater Knut, als ein Schrank weggeht. Sohn Ben erklärt, dass Verkäufe aus dem Hausrat nicht angerechnet würden - anders als Gemälde oder Schmuck.

Tipps und verständliche Sprache seien grundsätzlich gut, sagte der Sozialreferent der Caritas Schleswig-Holstein, Norbert Schmitz. „Nur sollte das Ganze dann auch so gestaltet sein, dass es der Lebensrealität entspricht und sich potenzielle Leserinnen und Leser ernst genommen fühlen“, kommentierte er die Broschüre. Das sei hier nicht der Fall.

„Solche Unterhaltungen finden in deutschen Haushalten statt“, verteidigte hingegen die BA-Sprecherin den Stil. Zudem sei der Kreis Pinneberg nicht der erste mit der Idee. BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt hatte die Broschüre am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter gelobt.

Angesichts der Entrüstung im Netz kündigten die Verantwortlichen an, die Kritik in eine mögliche neue Ausgabe einfließen zu lassen. „Wenn einige Dinge nicht so rüber gekommen sind, wie es geplant war, werden wir dem bei einer neuen Version des Ratgebers Rechnung tragen“, erklärte ein Sprecher des Kreises Pinneberg.

Vorgestellt wurde das Heft bereits in der vergangenen Woche. Dennoch brachte die jüngste Diskussion die Nachfrage erst richtig in Schwung. Laut Jobcenter wurde sie bis Donnerstagmittag über 15 000 Mal heruntergeladen. Bis zum Mittwoch seien es weniger als 200 Downloads gewesen.