Arbeitsmarkt: Beschäftigungsrekord bei Frauen
Fast jede Zweite arbeitet allerdings in Teilzeit — Deutschland liegt über dem EU-Schnitt.
Berlin. Noch nie sind so viele Frauen in Deutschland einer bezahlten Arbeit nachgegangen wie heute. Allerdings müssen sie dabei auch zum Teil deutliche Benachteiligungen gegenüber den Männern hinnehmen. Das geht aus den unserer Zeitung vorliegenden Stellungnahmen der Bundesregierung auf parlamentarische Anfragen hervor.
Bundesweit arbeiten demnach inzwischen sieben von zehn Frauen. Die Quote beträgt 71,6 Prozent (Männer: 82,2 Prozent). Vor 20 Jahren waren es knapp 61 Prozent. Seit der Wiedervereinigung ist die Zahl der weiblichen Beschäftigten um 2,6 Millionen auf 18,1 Millionen gestiegen. Dagegen ging die Zahl der erwerbstätigen Männer im gleichen Zeitraum um knapp 700 000 auf 21 Millionen zurück.
Das weibliche Arbeitskräftepotenzial ist allerdings noch längst nicht ausgeschöpft. So gab es laut Bundesregierung 2011 rund 993 000 arbeitslose Frauen, die überwiegend eine Vollzeitbeschäftigung suchten. Und auch unter den Teilzeitkräften würde manche Frau gern noch eine Schippe drauf legen. Nach einer repräsentativen Umfrage des Statistischen Bundesamtes gaben 2011 fast 13 Prozent von ihnen an, nur deshalb teilzeitbeschäftigt zu sein, weil sie keinen Vollzeitjob finden könnten.
Nach den aktuell verfügbaren Daten gehen rund fünf Millionen Frauen einer sozialversicherungspflichtigen Teilzeitarbeit nach. Mit einer Quote von gut 45 Prozent arbeiten deutlich mehr Frauen in Deutschland Teilzeit als in der EU, wo die durchschnittliche Quote nur knapp 32 Prozent beträgt.
Noch mehr Teilzeitjobs haben nur die Frauen in den Niederlanden. Dort arbeitet nicht einmal jede Vierte (24 Prozent) ganztags. Das berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag — einen Tag vor dem Internationalen Frauentag.
Als Hauptgrund für ihre Teilzeittätigkeit nannte in Deutschland mehr als jede zweite Frau die Betreuung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder andere familiäre und persönliche Gründe. Auch damit liegen die Frauen in Deutschland über dem EU-Durchschnitt.
In den östlichen EU-Staaten hatten Frauen dagegen selten eine Teilzeitbeschäftigung. Am wenigsten verbreitet war dieses Modell in Bulgarien (zwei Prozent) und der Slowakei (sechs Prozent).
Trotz steigender Erwerbstätigkeit der Frauen hat sich ihre Verdienstlücke zu den Männern nicht verringert. Sie kommen nach wie vor im Schnitt auf etwa 22 Prozent weniger Lohn. Die Bundesregierung führt dafür drei Gründe ins Feld: eine familienbedingte Unterbrechung der Erwerbsarbeit, die vergleichsweise geringe Präsenz von Frauen in höheren beruflichen Positionen sowie die Schlechterbewertung typischer Frauentätigkeiten.