Atomkraft: So will Deutschland aussteigen
Die wichtigsten Fakten zu den Strompreisen, der Endlager-Suche und weiteren Aspekten.
Berlin. Die Koalition hat ihre Beschlüsse zur Energiewende und zum Atomausstieg vorgestellt. Auch wenn noch einige Fragen offen sind, ist klar: Sie werden die Stromversorgung umwälzen.
Die Energiewende ist nicht zum Nulltarif zu haben. Experten erwarten steigende Preise — das Ausmaß wird aber von vielen Faktoren abhängen, etwa den Kosten für den Ausbau von Netzen und den Bau neuer Kraftwerke.
Die Ökostromförderung, die jeder Kunde über seine Stromrechnung zahlt, will Schwarz-Gelb bei 3,5 Cent je Kilowattstunde erst deckeln und dann kontinuierlich senken. Zurzeit fließen bis zu 13 Milliarden Euro Subventionen pro Jahr in den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Schwarz-Gelb hat sich grundsätzlich auf einen beschleunigten Netzausbau und auf Erleichterungen für den Bau von Kraftwerken und Stromspeichern geeinigt. Bis 2020 soll der Anteil des Stroms aus Wind, Wasser und Sonne bei 35 Prozent liegen.
Für Eon, RWE, EnBW und Vattenfall ist dies eine Zäsur. Mit ihren abgeschriebenen Meilern haben sie bisher etwa eine Million Euro pro Tag verdient. Diesmal dürfte der Ausstieg unumkehrbar sein, weil er von denjenigen umgesetzt wird, die bisher die Kernenergie unterstützt haben.
Diese acht Kernkraftwerke, bei denen teils größere Sicherheitsbedenken bestehen, bleiben abgeschaltet. Allerdings könnte ein AKW als stille Reserve in einem „Stand By“-Modus bis 2013 gehalten werden. Im Gespräch sind Biblis B in Hessen oder Philippsburg I in Baden-Württemberg.
Die auf die Winter 2011/12 und 2012/13 begrenzte Reserve könnte sinnvoll sein, weil es gerade an trüben, kalten Wintertagen kaum Solarstrom gibt und die Stromnachfrage sehr groß ist.
Die Sicherheitskommission hatte Mängel aufgezeigt. Offen ist, wie umfangreich die bis 2021/22 laufenden Meiler noch gegen mögliche Terroranschläge, Flugzeugabstürze oder Naturkatastrophen nachgerüstet werden. Umweltminister Norbert Röttgen sagte, in den verbleibenden zehn Jahren Laufzeit werde es keinen „Sicherheitsrabatt“ geben.
Die Internationale Energieagentur warnt, dass der Rückzug aus der Atomkraft mehr Treibhausgase bedeute. 2010 sei der Kohlendioxid-Ausstoß weltweit um 1,6 Milliarden Tonnen gestiegen. Wenn Länder wie Deutschland und Japan den Atomstromanteil reduzieren, würde der Ausstoß 2035 um 500 Millionen Tonnen höher liegen als ohne Ausstieg.