Stadtwerke wollen verstärkt in Kraftwerke investieren

Neue Perspektiven durch schnelleren Ausstieg.

Düsseldorf. Der Ausstiegsbeschluss wird von den Stadtwerken in Deutschland begrüßt. Ihre Interessenvertretung, der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), hatte bei der Laufzeitverlängerung 2010 vor gravierenden Wettbewerbsnachteilen für die kommunalen Energieversorger gewarnt.

Nun sieht er wieder bessere Perspektiven für von Stadtwerken betriebene Kraftwerke. „Wären die ursprünglichen Pläne umgesetzt worden, hätten sich Investitionen in die Stromerzeugung in den kommenden zehn Jahren kaum gelohnt“, sagt VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck. „Der Markt wäre praktisch dicht gewesen.“

Ähnlich sieht es Hermann Janning, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Duisburg. „Die grundsätzliche Richtung stimmt.“ Das verbessere auch die Chancen für ein geplantes neues Gaskraftwerk. Hintergrund: Das durch die abzuschaltenden Atomkraftwerke wegfallende Produktionspotenzial muss von anderen Kraftwerken ersetzt werden — die Rede ist von 10 000 bis 14 000 Megawatt Leistung, die bis 2021 benötigt werden.

Das können erneuerbare Energien allein nicht leisten. Als besonders effizient und flexibel gelten moderne Gaskraftwerke, in die viele kommunale Versorger investieren. Der VKU schätzt, dass Stadtwerke bei guten Rahmenbedingungen kurzfristig mehr als sechs Milliarden Euro zusätzlich in die Hand nehmen können.

Zudem hätte nach Einschätzung vieler Stadtwerke eine Laufzeitverlängerung alte Strukturen am Strommarkt verfestigt. „Nun kann sich der Wandel zu einer dezentralen Stromversorgung schneller vollziehen“, sagt Dorothee Winkmann, Pressesprecherin der Stadtwerke Krefeld.

Mit konkreten Einschätzungen halten sich viele Stadtwerke aber noch zurück. Die genauen Rahmenbedingungen des Ausstiegs seien noch nicht klar. Der VKU fordert vor allem Planungssicherheit.

„Am Ende muss ein klares Ausstiegsdatum ohne irgendeine Revisionsklausel stehen“, sagt Reck. Einen Sprung bei den Strompreisen fürchtet er nicht. „Wie eine von uns in Auftrag gegebene Studie zeigt, dürften die Energiepreise nur vorübergehend moderat steigen.“ Der Anstieg liege bei weniger als einem Cent pro Kilowattstunde.