Baden-Württembergs früherer Regierungschef Späth ist tot

Stuttgart (dpa) - Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) ist nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Sein Tod löste bundesweit und über alle Parteien hinweg Bestürzung aus.

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Als Regierungschef Baden-Württembergs habe sich Späth bleibende Verdienste erworben, teilte Bundespräsident Joachim Gauck mit. Im Osten habe er mit seinem Engagement beim Wiederaufbau der Wirtschaft Großes geleistet. „Wir werden ihn nicht vergessen.“

Späth war von 1978 bis 1991 Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Wegen einer Affäre um viele Reisen auf Kosten der Industrie trat er 1991 als Regierungschef zurück. Aber auch nach seinem Ausscheiden aus der Politik war Späth, der wegen seiner Ideen und seines vielfältigen Engagements „das Cleverle“ genannt wurde, in Öffentlichkeit und Wirtschaft aktiv. Im thüringischen Jena formte Späth nach der Deutschen Einheit das aus einem DDR-Kombinat hervorgegangene Unternehmen Jenoptik zu einem Technologiekonzern um und brachte es an die Börse.

Seit einigen Jahren äußerte sich Späth nicht mehr öffentlich. „Er hat sich ins Privatleben zurückgezogen“, sagte eine CDU-Sprecherin unlängst im baden-württembergischen Landtagswahlkampf. Die „Bild am Sonntag“ hatte berichtet, Späth werde in einem Pflegeheim betreut.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber nannte Späth ein „wichtiges Symbol des immer besser gelingenden Zusammenwachsens von Ost- und Westdeutschland“. Die CDU Baden-Württemberg teilte zu Späths Tod mit: „Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor einem bürgernahen Regierungschef, einem überzeugten Europäer und einer weltoffenen Persönlichkeit.“ CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte: „Lothar Späth hat das Land Baden-Württemberg in einem modernen und zukunftsweisenden Sinne erfolgreich und positiv geprägt. Er war mir lange persönlich ein liebevoller und kluger Ratgeber.“

Nach Ansicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat Baden-Württemberg durch Späths Tod eine herausragende und prägende Persönlichkeit verloren. „Er war ein Visionär im besten Sinne, weltoffen, mit Weitblick, mutig und bürgernah.“ Das „Cleverle“ habe das Land weit nach vorne gebracht und modernisiert.

Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) sagte den „Stuttgarter Nachrichten“ (Samstag): „Ich verliere einen sehr guten Freund.“ Der frühere baden-württembergische Regierungschef Günther Oettinger, der heute EU-Kommissar in Brüssel ist, teilte via Twitter mit: „Lothar Späth war in meinem Leben einer meiner wichtigsten Ratgeber. Deutschland verliert eine herausragende Persönlichkeit.“

In Stuttgart sagte Landtagspräsident Wilfried Klenk (CDU), mit Späth verliere das Land „einen Politiker mit Leib und Seele“. Auch die Landesspitzen von SPD und FDP drückten ihre Trauer aus. Späth sei ein großer Ministerpräsident gewesen, sagten SPD-Landeschef Nils Schmid und FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke in Stuttgart.