Gesundheitsreport Barmer-Report: Wenn es hinter den Schläfen hämmert
Kopfschmerz ist ein Massenphänomen — neuerdings zunehmend unter Jugendlichen.
Wuppertal. Migräne und Kopfschmerzen sind mit 7,6 Millionen registrierten Betroffenen pro Jahr seit langem Volkskrankheiten. Die Zahl stieg in den letzten zehn Jahren um 12,4 Prozent. Doch in einer Altersgruppe schoss sie regelrecht nach oben: Bei jungen Erwachsenen. 2015 wurden bei 1,35 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren Kopfschmerzdiagnosen unterschiedlicher Art dokumentiert, ein Plus von 42 Prozent gegenüber 2005, so aktuelle Zahlen der Barmer-Krankenkasse.
Die Ursachen sind unklar; man vermute den „steigenden Druck“ in Schule, Universität und Ausbildung, dem die jungen Menschen ausgesetzt sind, erklärte Barmer-Chef Christoph Straub am Montag bei der Vorstellung der Zahlen in Berlin. Und er riet zur Vorbeugung: Sport, Entspannungstechniken, gesunde Lebensführung.
Bei 12,3 Prozent aller Frauen war 2015 Kopfschmerz eine Diagnose, aber nur bei 6,3 Prozent der Männer. Unter jungen Menschen liegen die Anteile bei beiden Geschlechtern höher: 18,1 Prozent der jungen Frauen und 10,7 Prozent der jungen Männern. Die Spitze bilden 19jährige Frauen mit einer Diagnosequote von 19,7 Prozent. Auch unter Männer ist 19 das Alter mit dem höchsten Anteil (13,8 Prozent). Die Dunkelziffer dürfte in allen Altersgruppen weit höher sein; längst nicht jeder geht wegen Kopfschmerzen zum Arzt.
Generell macht die Migräne, die genetisch veranlagt ist, fast die Hälfte der Fälle aus. Es gibt aber insgesamt 250 verschiedene Diagnosemöglichkeiten und damit auch Ursachen, vom Sonnenstich bis zum Tumor, von übermäßigem Alkoholkonsum über Grippe bis zu Verspannungen.
Bundesweit waren 9,32 Prozent der Menschen im vorletzten Jahr von diesem Krankheitsbild betroffen. Berlin ist mit einem Anteil von 10,04 Prozent an der Bevölkerung auch Hauptstadt des Kopfschmerzes; die Sachsen sind mit 8,49 Prozent noch am schmerzfreiesten. Nordrhein-Westfalen liegt mit 9,40 dazwischen.
Sorgen macht der Kasse das hohe Niveau des Tablettenkonsums gegen Kopfschmerzen und Migräne. Kopfschmerztabletten werden bereits von 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen häufig eingenommen. Unter jungen Erwachsenen ist der Konsum von Migränemitteln aus der Substanzgruppe der Triptane um 58 Prozent gestiegen. Das Problem dabei: Die Mittel können vor allem bei höherer Dosis und gewohnheitsmäßiger Einnahme Nebenwirkungen haben. Eine der unerfreulichsten aus Sicht des Patienten sind - Kopfschmerzen.