Berlin-Wahl: Noch mehr Ärger für Angela Merkel

Die Wahl in Berlin frustriert die Union mal wieder - AfD und FDP jubeln

 Ein Anhänger der CDU reagiert nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse im Abgeordnetenhaus.

Ein Anhänger der CDU reagiert nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse im Abgeordnetenhaus.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Berlin. Sie sind es schon gewohnt bei der CDU. Wenn man an diesem Abend Parteigänger fragt, wann sie eigentlich zuletzt über ein Ergebnis einer Landtagswahl gejubelt haben, erntet man nur Schulterzucken. Der Frust ist groß im Berliner Abgeordnetenhaus und im Konrad-Adenauer-Haus der Bundespartei, wo die Christdemokraten jeweils "feiern". Noch eine Niederlage, noch mehr Ärger für Kanzlerin Angela Merkel.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber ist derjenige, der mal wieder als Erster nach Erklärungen suchen muss. Und er hat eine ungewöhnliche parat - für ihn trägt die SPD Mitschuld daran, dass die Union mit nur rund 18 Prozent ein erneutes Debakel erlebt hat und in Berlin in der Opposition gelandet ist. Wie das, fragt man sich. "Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf", so Tauber verärgert. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller von der SPD habe nichts dafür getan, die erfolgreiche Arbeit des rot-schwarzen Senats herauszustellen. Die CDU, sie fühlt sich von ihrem bisherigen Partner im Stich gelassen. Das tut weh.

Als Tauber dann gefragt wird, ob man mit Angela Merkel noch Wahlen gewinnen kann, antwortet er: "Natürlich." Die letzten Urnengänge in den Ländern sprechen freilich eine andere Sprache. Die Union taumelt von Niederlage zu Niederlage. Und vor allem bei der CSU wächst die Skepsis weiter, was Angela Merkel angeht. Der bayerische Finanzminister Markus Söder macht von München aus klar: Nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern sei die Berlin-Wahl "der zweite massive Weckruf in zwei Wochen. Der Union droht ein dauerhafter und massiver Vertrauensverlust in ihrer Stammwählerschaft", so Söder. Ein Angriff auf die Kanzlerin.

Bei der AfD im Ratskeller in Berlin-Charlottenburg hat sich auch so etwas wie Gewohnheit eingestellt. Vor dem rustikalen Wirtshaus ist die Polizei aufmarschiert, weil Protestler gegen die Wahlparty der AfD demonstrieren. Die Partei hat wieder mit rund zwölf Prozent ein zweistelliges Ergebnis bei einer Landtagswahl eingefahren. Allerdings hatten die Rechtspopulisten zuletzt in der Hauptstadt plakatiert: "Erst Schwerin, jetzt Berlin". Davon ist die AfD weit entfernt, sie wird nur fünfte Kraft, während sie in Mecklenburg-Vorpommern Rang zwei eroberte, noch vor der Union. Bundessprecher Jörg Meuthen betont: "Berlin ist einfach ein anderes Milieu." Meuthen zeigt sich aber sicher: "Wir sind felsenfest überzeugt, dass wir nächstes Jahr mit einem zweistelligen Ergebnis im Bundestag landen werden." Bis dahin ist noch ein Jahr hin.

Mit dem Einzug in den Bundestag rechnet man jetzt auch bei der FDP. Der Jubel im Thomas-Dehler-Haus der Partei ist grenzenlos, als die erste Prognose von sechs Prozent über die Bildschirme flimmert. Wieder drin im Abgeordnetenhaus. "Ein Signal über die Stadt hinaus", freut sich FDP-Chef Christian Lindner. Er erklärt den Erfolg damit, dass man "in der Flüchtlingspolitik eine konstruktive, aber kritische Haltung zu Frau Merkel" gehabt habe. Das mag ein Grund gewesen sein. Ein anderer: Die Liberalen wollen den Flughafen Tegel offenlassen, der nach Eröffnung des Pannen-Airports BER - so sie denn irgendwann mal kommt - geschlossen werden soll. Das hat offenbar verfangen.