Bisky: Zustand der Linken wie „Super-Horror-Show“

Berlin (dpa) - Der frühere Linke-Vorsitzende Lothar Bisky hat seiner personell zerstrittenen Partei erneut die Leviten gelesen. Der derzeitige Zustand erinnere ihn an eine „Super-Horror-Show“, sagte er der in Dresden erscheinenden „Sächsischen Zeitung“.

Die Zustimmung in der Bevölkerung werde langsam, aber stetig geringer. „Und das kann tödlich werden.“ Die Linkspartei streitet seit Wochen darüber, wer beim Parteitag Anfang Juni den Vorsitz übernehmen soll. Für die beiden Vorsitzendenposten gibt es inzwischen neun Bewerber.

Bisky kritisierte auch den Umgangsstil in der Linkspartei: „Einige betreiben die Politik vielleicht auch nicht ganz so ernsthaft und meinen, mit der Vernichtung des Parteifreundes oder mit seiner Diskreditierung Erhebliches zum Wohle der Menschheit zu leisten. Das ist natürlich ein idiotischer Irrtum.“ Kein Parteiflügel könne gegen den anderen gewinnen, ohne die Partei zu zerstören. „Ein Sieg über den anderen bringt der Linken nichts. Man hat ja zum Glück nicht die Möglichkeit, die anderen nach Sibirien zu schicken oder in die Verbannung. Das ist wirklich ein Segen, wenn man manchmal den Tonfall in den Auseinandersetzungen hört.“

Bisky bekräftigte sein Eintreten für Fraktionsvize Dietmar Bartsch als künftigen Parteichef, begrüßte aber auch die anderen Bewerbungen für den Vorsitz: „Dass es Gegenkandidaturen gibt und auch junge Frauen den Mut aufbringen zu kandidieren, halte ich für eine Bereicherung. Ihre Art im Umgang miteinander und gegenüber ihren Nichtfreunden in der eigenen Partei könnte die linke Kultur bereichern.“

Nach Ansicht des Mainzer Politologen Kai Arzheimer könnte die Linke wieder zu einer ostdeutschen Partei werden. „Das wird auch davon abhängen, welchen Kurs die SPD fährt“, sagte Arzheimer der Nachrichtenagentur dpa. „So, wie Parteichef Sigmar Gabriel jetzt auftritt in der Euro-Krise, bewegt er sich auf einem Terrain, wo man eher die Linkspartei vermutet hätte.“

Eine Spaltung der Linkspartei hält der Wissenschaftler trotz des momentanen Führungsstreits für unwahrscheinlich. Die Frage nach der künftigen Spitze ist nach seiner Ansicht äußerst schwierig zu beantworten: „Da sehe ich momentan keine Kombination, die es nach außen und nach innen reißen könnte.“

Mit Sahra Wagenknecht in die nächsten Wahlkämpfe zu ziehen sei problematisch: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie für die große Mehrheit der Partei eine akzeptable Kandidatin wäre.“