#Nizza Blumen, Kerzen und Gottes Geleit - Berlin trauert mit Nizza

In Berlin ist die Trauer über die Opfer in Nizza groß - Behörden nehmen potentielle Gefährder stärker ins Visier

Eigentlich sollte am Freitag das deutsch-französische Fest am Brandenburger Tor stattfinden, nach dem Anschlag von Nizza wurde es abgesagt.

Foto: Soeren Stache

Berlin. Es sind schmerzliche Szenen, die vor der französischen Botschaft in Berlin zu beobachten sind: Den ganzen Tag lang legen dort Menschen Blumen nieder und zünden Kerzen an, einige halten kurz inne, sie haben Tränen in den Augen. Die Trikolore auf dem Dach des Gebäudes nahe dem Brandenburger Tor weht auf halbmast. Es sind Bilder, die man in den vergangenen Monaten an diesem Ort schon häufiger gesehen hat. Nach dem Attentat auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo", nach den Anschlägen von Paris im letzten November. Und jetzt nach Nizza. Die Ereignisse sind auch für Berlin ein Schock.

"Gottes gutes Geleit" steht auf einem kleinen Zettel, der mit Blumen abgelegt worden ist und der sich an die Opfer richtet. Mitgefühl, Anteilnahme, Solidarität, das wollen zahlreiche Bürger zeigen. Auf dem Pariser Platz stehen Zelte und Bierbänke, eine Bühne ist auch schon aufgebaut. Eigentlich sollte dort das deutsch-französische Volksfest starten, doch das Fest wird abgesagt, es soll aber an diesem Samstag in abgewandelter Form stattfinden.

Die Besorgnis ist zudem riesig in der Stadt, denn einige Berliner Schulklassen sind auf Abitur-Abschlussfahrt nach Nizza gereist. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es, Mitarbeiter des Generalkonsulats seien vor Ort, um Deutschen zu helfen und in Krankenhäusern nach möglichen Opfern zu suchen. Später dann die traurige Gewissheit: Zwei Schüler und eine Lehrerin sind unter den Todesopfern.

Philippe Étienne, der französische Botschafter, spricht am Nachmittag zu den Berlinern. "Die Werte, die angegriffen wurden, sind unsere gemeinsamen Wert", sagt er. "Wir werden diese Schlacht gewinnen", so ein sichtlich betroffener Botschafter. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist an seiner Seite. "Wir sind auch hierhin gekommen, um uns unterzuhaken. Damit niemand allein sein muss." Respekt und Toleranz dürften jetzt aber nicht in Frage gestellt werden, mahnt er.

Das Entsetzen zieht sich durch alle Stellungnahmen der Politik. "Der 14. Juli, der Tag an dem Frankreich seinen Nationalfeiertag begeht, steht für die Werte der Französischen Revolution, die auch unsere Werte sind. Ein Angriff auf Frankreich ist deshalb ein Angriff auf die gesamte freie Welt", lässt Bundespräsident Joachim Gauck wissen. "Worte können kaum ausdrücken, was uns in diesen schmerzvollen Stunden auch mit unseren französischen Freunden verbindet", betont Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Rande des Europa-Asien-Gipfels in Ulan Bator. Deutschland stehe "an der Seite Frankreichs im Kampf gegen den Terrorismus, vereint mit vielen, vielen anderen", ergänzt die Kanzlerin.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) teilt mit, dass "viele Menschen sinnlos in den Tod gerissen" worden seien. "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und dem ganzen französischen Volk." Die Grünen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter betonen: "Wir trauern heute mit ganz Frankreich." Und die Linke Sahra Wagenknecht spricht von einer "abscheulichen, feigen und brutalen Tat". Sie mahnt zugleich, den Hass des Täters nicht "mit eigenem Hass zu vergelten".

Mit wem man in Berlin auch redet, überall ist die Trauer groß. Am Nachmittag tritt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) vor die Presse. Er weiß, die Angst vor einem Anschlag ist in Deutschland nun gestiegen. Zuvor heißt es aus seinem Ministerium, ein solches Ereignis wie in Nizza führe immer dazu, dass die Sicherheitsmaßnahmen überprüft und gegebenenfalls angepasst würden. Dazu gehöre auch, potentielle Gefährder verstärkt ins Visier zu nehmen. Das Attentat, so ein Sprecher, reihe sich in das ein, was in den letzten Monaten zu beobachten gewesen sei - kleine Gruppen versuchten mit relativ geringem Aufwand, einen möglichst großen Schaden anzurichten. Besonders gefährdet seien auch hierzulande "weiche Ziele", wo hohe Opferzahlen zu erwarten seien.

"Ein Deutschlandbezug auf der Täterseite liegt nach den uns vorliegenden Informationen nicht vor", betont de Maizière. Die Sicherheitsbehörden in Deutschland würden alles in ihrer Macht stehende tun, um Anschläge zu verhindern. "Eine Garantie dafür, dass das immer gelingt, gibt es leider nicht", warnt der Innenminister noch. Auch er wirkt tief traurig.