Bonner Bombe war hochgefährlich
Bonn/Köln (dpa) - Die Hinweise auf einen versuchten Terroranschlag am Bonner Hauptbahnhof verdichten sich. Der entdeckte Sprengsatz war nach Einschätzung der Ermittler hochgefährlich. Die Hintergründe blieben aber auch zwei Tage nach dem Fund mysteriös.
Die Polizei weitete die Fahndung am Mittwoch auf einen zweiten Tatverdächtigen aus.
Die Bundesanwaltschaft hat bislang die Ermittlungen noch nicht an sich gezogen. Es bestünden keine ausreichenden Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund, sagte Generalbundesanwalt Harald Range in Karlsruhe. Zwei am Dienstag verhörte Islamisten wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.
In der Sporttasche befand sich nach Angaben des stellvertretenden Generalbundesanwalts Rainer Griesbaum ein mit Ammoniumnitrat gefülltes Metallrohr, um das vier Butangaskartuschen gebunden gewesen waren. Ob die Bombe tatsächlich funktionsfähig gewesen sei, müsse noch geklärt werden. Es sei zwar eine Zündvorrichtung mit einem batteriebetriebenen Wecker gefunden worden, aber noch kein Zünder.
Der Einsatzleiter Norbert Wagner berichtete in Köln, dass die Materialien „einen großen und gefährlichen Feuerball“ mit beachtlicher Sprengkraft und großer Splitterwirkung hätten entfachen können. Allerdings wäre die Wirkung nicht vergleichbar gewesen mit dem Terroranschlag von Madrid aus dem Jahr 2004 mit fast 200 Toten, so wie dies in einem Medienbericht gemeldet worden war. Wagner bestätigte, dass die Polizei nunmehr von einem versuchten Anschlag ausgeht.
Die Ermittler suchen neben einem dunkelhäutigen Mann nun auch einen hellhäutigen. Dieser ist auf Videoaufnahmen aus einer McDonald's-Filiale an Gleis 1 mit einer dunkelblauen Tasche zu sehen und gilt als Tatverdächtiger. Welche Rolle er in dem Fall spiele, sei völlig unklar.
Der Dunkelhäutige soll nach Zeugenaussagen eine solche Tasche, in der später der Sprengsatz gefunden wurde, zwei wartenden Jugendlichen auf dem Bahnsteig geradezu vor die Füße geschoben habe. Von dem Dunkelhäutigen gibt es ein Phantombild, allerdings existieren von der Szene am Bahnsteig keine Videoaufnahmen.
Zwei Verdächtige, die am Dienstag von der Polizei verhört worden waren, kamen noch am selben Abend wieder frei. Polizeisprecher Thomas Held stellte klar, dass die beiden nicht festgenommen, sondern nur in Gewahrsam genommen worden seien. Es habe einen Hinweis auf sie gegeben, doch der Tatverdacht habe sich nicht bestätigt. „Wir ermitteln weiterhin in alle Richtungen“, sagte Held.
Bei einem der Freigelassenen handelt es sich um den Somalier Omar D., der von der Polizei der Islamistenszene zugeordnet wird. Der Anwalt von Omar D., Mutlu Günal, kritisierte das Vorgehen der Polizei. „Die Polizei mag mal erklären, woher dieser Tatverdacht kam“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Einfach mal einen Unschuldigen festnehmen, das ist nicht so schön.“
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warnte vor „medialen Schnellschüssen“. Natürlich fühle man sich auf Anhieb an die „Kofferbomber“ von 2006 erinnert, sagte der stellvertretende BDK-Bundesvorsitzende Bernd Carstensen am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Diese hatten in Nordrhein-Westfalen in zwei Regionalzügen Kofferbomben deponiert, die wegen eines falschen Gasgemischs jedoch nicht explodiert waren. „Das ist zulässig, dass man so eine Interpretation hat, aber es gehört auch eine Bremse hinein.“