Buch zum Thema Emanzipation: Kristina Schröder erntet viel Spott
Die Bundesfamilienministerin stellt ihr Buch zum Thema Emanzipation vor. Das Publikum empfängt sie eher frostig.
Berlin. Kristina Schröder in der Höhle der Löwinnen: Backfabrik Berlin, Prenzlauer Berg. Ausgerechnet in einem alternativen Kulturzentrum des legendären Szene-Viertels der Hauptstadt präsentiert die Bundesfamilienministerin erstmals öffentlich ihr Buch „Danke, emanzipiert sind wir selber!“ — eine Kampfschrift gegen feministische Rollenbilder.
Dabei ist der Prenzlauer Berg bundesweit bekannt für seinen extrem hohen Anteil gut ausgebildeter Akademikerfamilien und höchster Geburtenraten.
Der Saal ist berstend gefüllt. Im Publikum fast ausschließlich junge Frauen, auf dem Podium die 34-jährige Ministerin im weißen, engen Blazer und mit den obligatorischen Pumps. „Wir wollen Kita-Plätze — kein Betreuungsgeld“, skandieren aufgebrachte Frauen schon am Eingang.
Die Turbulenz im Saal nimmt zu. „Ihre Thesen sind von gestern“, schalt es Schröder entgegen. Der Mitarbeiter eines NDR-Satire-Magazins überreicht ihr eine „Goldene Schürze“, ein Frauenchor intoniert: „Danke für unseren Platz am Herd.“ Doch die junge Ministerin behält trotz des Spotts die Fassung und schlägt sich tapfer.
Mit 19 schrieb Schröder in ihrer Abi-Zeitung, sie wolle „Ehe, Kinder und Karriere unter einen Hut bringen, (. . .) — ohne jemals zur Feministin zu werden“. Heute, 15 Jahre später, hat sie alle diese Ziele erreicht. Und jetzt kommt auch noch das Buch hinzu.
Gleichwohl ist ihr Werk nicht wirklich eine Abrechnung mit dem radikalen Feminismus, den Schröder allenfalls nur als Kind erlebte. Es ist vielmehr ein Plädoyer gegen von Feministinnen wie „Strukturkonservativen“ bisweilen immer noch beschworene klassische Rollenbilder: „Heimchen am Herd“ versus „Rabenmutter“, herzlose Karrierefrau oder die „Latte-Macchiato-Mutter“ als Großstadtphänomen.
Doch mit der realen Lebens- und Arbeitswelt vieler junger Paare hat das wenig tun. Das Wiederaufleben dieser ideologischen Auseinandersetzungen und dieser „verbalen Geschütze in deutsche Wohnzimmer hinein“ — wie etwa „Herdprämie“ — sorgen laut Schröder „für schlechtes Gewissen, Selbstzweifel und Verunsicherung“.
In ihrer Auseinandersetzung mit dem Feminismus bleibt Schröder ambivalent. „Emanzipation macht Arbeit“, würdigt sie respektvoll das Ringen vieler Frauen und Mütter, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. „Frauen meiner Generation sind dankbar für das, was Generationen von Frauen vor uns hart erkämpft haben“, lobt sie.
Doch dann folgen über Seiten hinweg wieder Attacken gegen einen Feminismus als „quasireligiöse Weltanschauung“ und dem „missionarischen Sendungsbewusstsein“ ihrer Anhängerinnen. Zweieinhalb Jahre ist Schröder jetzt im Amt. Die großen Familienthemen hatten ihre Amtsvorgängerinnen auf den Weg gebracht. Für Schröder blieb bisher nicht viel. Doch sie sucht die Aufmerksamkeit. Die dürfte ihr mit ihrem Buch sicher sein.