Bundeswehr will Geringqualifizierte anwerben
Berlin (dpa) - Öffnung für Ausländer, gezielte Anwerbung von Geringqualifizierten: Beim Umbau der Wehrpflicht- zur Berufsarmee werden neue, ungewöhnliche Rekrutierungswege ausgelotet.
Damit soll die geplante Stärke der künftigen Berufsarmee von 185 000 Soldaten erreicht werden. Angesichts der demografischen Entwicklung müssten verstärkt „junge Menschen mit unterdurchschnittlicher schulischer Bildung beziehungsweise ohne Schulabschluss“ angesprochen werden, heißt es in einem Maßnahmenpaket, das den Weg von der Wehrpflicht- zur Berufsarmee ebnen soll.
Der Entwurf sieht auch eine Öffnung der Truppe für in Deutschland lebende EU-Ausländer vor. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betonte am Dienstag bei einem Besuch in Polen allerdings, dass es nicht zu einer massenweisen Aufnahme von Ausländern kommen werde. Schon jetzt könnten Ausländern ausnahmsweise in die Bundeswehr eintreten. Eventuell werde es künftig noch mehr solcher Sonderregelungen geben, sagte Guttenberg.
An eine gezielte Anwerbung von Soldaten aus anderen Ländern wie dem Nachbarland Polen denkt Guttenberg nicht. „Nein, wir schauen nicht nach polnischen Soldaten“, versicherte der Minister nach einem Treffen mit seinem polnischen Kollegen Bogdan Klich in Warschau. Der Entwurf für das Attraktivitätsprogramm der Bundeswehr war am Wochenende bekannt geworden. Er enthält 82 Punkte, darunter auch die gezielte Anwerbung Geringqualifizierter. Die „Erschließung neuer Potenziale zur Personalgewinnung“ sei erforderlich, um den Personalbedarf zu decken und die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr zu erhalten, zitierte die „Financial Times Deutschland“ am Dienstag aus dem Papier.
Generalinspekteur Volker Wieker betonte im ARD-„Morgenmagazin“, dass es sich bei dem Entwurf lediglich um ein Optionspapier handele. „Nun müssen wir erst einmal abwarten, wieviel Freiwillige wir in Zukunft gewinnen können“, sagte er. „Wir werden sicherlich bis 2012 Zeit haben, um hier eine belastbare Datenbasis zu erhalten.“