Grünflächen in der Stadt Der „Masterplan Stadtnatur“ und seine Möglichkeiten

Berlin · Die Bundesregierung entdeckt die Stadt als Naturraum und will nun ihre Förderprogramme umbauen.

Mehr Natur soll in den Städten Einzug halten. Dafür hat das Bundeskabinett nun einen „Masterplan Stadtnatur“ verabschiedet. 

Foto: dpa/Soeren Stache

Draußen auf dem Lande sterben die Bienen – aber in der Stadt leben sie. Weil es dort eine Menge kleine Grünflächen gibt, die ökologisch deutlich vielfältiger sind als die Monokulturen der Agrarwirtschaft. Und das gilt nicht nur für Insekten. Die Bundesregierung will jetzt die Natur in den Städten stärker fördern – was auch für Kleingärtner eine gute Nachricht ist.

Am Donnerstag wurde im Kabinett ein „Masterplan Stadtnatur“ beschlossen, für den man sich zunächst noch nicht viel kaufen kann. Er besteht aus 26 Absichtserklärungen und Prüfaufträgen. Mehr Geld steht für naturnahe Stadtgestaltung nicht bereit. Trotzdem könnte das Werk einiges verändern. Es sollen nämlich alle einschlägigen Förderprogramme des Bundes darauf überprüft und nachjustiert werden, ob sie dem Ziel dienen, in den Kommunen naturnahe Oasen zu schaffen. Das soll „Förderschwerpunkt“ werden, in der Hierarchie also nach oben rücken.

Wenn das funktioniert, werden Kommunen für Quartierssanierung, städtebauliche Entwicklung oder Naherholungsgebiete leichter Unterstützung bekommen, wenn sie Flächen entsiegeln oder Wildgraswiesen anpflanzen. Auch Sportvereine oder Schulen können für solche Projekte Gelder beantragen. Zudem will der Bund bei seinen eigenen Liegenschaften vorangehen. Das soll für neue Gebäude gelten, aber auch für die Bewirtschaftung alter Anlagen.

Wie zum Beweis wurde der Masterplan im Hof des Umweltbundesamtes präsentiert, wo eine Wildwiese wuchert. „Die ist auch viel praktischer und günstiger, denn sie muss nur einmal im Jahr gemäht werden“, sagte Umweltstaatssekretär Florian Pronold (SPD). Mitten in der Wiese stehen drei so genannte Insektenhotels. Das alles direkt im Stadtzentrum von Berlin. Die Hauptstadt hat ohnehin ein reges urbanes Naturleben: 20 000 Tier- und Pflanzenarten wurden hier gezählt, darunter auch viele vom Aussterben bedrohte. Vor dem Kanzleramt streunen regelmäßig Füchse.

Neben der nun beabsichtigen Anpassung zahlreicher Förderprogramme ist an dem Masterplan vor allem die politische Botschaft wichtig. Auf sie dürften sich in kommunalpolitischen Debatten noch viele berufen, etwa Kleingärtner, die in den Großstädten häufig für Wohnbebauung weichen sollen. „Wir wollen nicht an Kleingärten ran“, sagte Pronold. Die seien oft ökologisch bedeutend. Der Wohnungsmangel müsse durch Verdichtung auf Baulücken und Brachen gelöst werden.

Auswirkungen haben die Leitlinien auch auf die künftige Gestaltung etwa von Parkflächen. Entsiegelung ist hier die Vorgabe. Das auch, weil wegen der Klimakrise häufigere Starkregen erwartet werden. Bei der Fassadendämmung soll künftig auch an Gebäudebrüter wie Schwalben, Fledermäuse oder Hornissen gedacht werden; die Gebäudesanierungsprogramme werden entsprechend umgestaltet. Und die Gartenbaubetriebe der Städte sollten sich daran gewöhnen, nicht jede Rasenfläche zentimeterkurz zu mähen. Pronold: „Da muss in vielen Köpfen ein Umdenkungsprozess stattfinden.“ Auch bei den privaten Hauseigentümern. Den modern gewordenen „Gärten des Grauens“, die im Wesentlichen aus Schotter und Steinen bestehen, müsse Einhalt geboten werden, sagte Pronold. Freilich geht das nur freiwillig.