Deutsche Formel-1-Stars bangen um Nürburgring

Hockenheim (dpa) - Ein Aus der Formel 1 auf dem Nürburgring würde die deutschen Piloten mitten ins Rennfahrerherz treffen.

„Es wäre schade, den Nürburgring als Rennen zu verlieren. Es ist eines der traditionsreichsten Rennen, das wir im Kalender haben“, sagte Doppelweltmeister Sebastian Vettel bei der Pressekonferenz zum Großen Preis von Deutschland in Hockenheim: „Es wäre ein großer Verlust.“

Dem Red-Bull-Star pflichtete Rekordweltmeister Michael Schumacher bei: „Es ist ein Kurs, mit dem vor allem die deutschen Fahrer viel Geschichte verbindet.“ Der Mercedes-Pilot wünscht sich, dass man noch eine Lösung findet und auch weiterhin dort gefahren wird. So wie Kollege Timo Glock von Marussia: „Es wäre schade, das Rennen dort zu verlieren. Ich hoffe, dass es nicht passiert.“

Und selbst vom australischen WM-Zweiten Mark Webber gab es ein Plädoyer: „Es ist ein toller Kurs.“ Auch die Nordschleife, auf der nach dem Feuerunfall von Niki Lauda am 1. August 1976 keine Formel-1-Rennen mehr stattfinden dürfen, müsse einfach bleiben, forderte der Vettel-Teamkollege, der vor drei Jahren in der Eifel den Deutschland-Grand-Prix gewonnen hatte.

Ganz ohne Heimrennen auskommen müssen aber wohl weder die deutschen Fahrer noch die einheimischen Fans im kommenden Jahr, trotz der Turbulenzen rund um den Kurs in der rauen Eifel. Eine Saison ohne deutschen Grand Prix wird es nach Ansicht von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nicht geben. „Ich denke nicht, dass das passieren wird. Das Interesse an der Formel 1 ist in Deutschland nach wie vor riesengroß, und ich bin davon überzeugt, dass es auch künftig einen Weg geben wird, hier ein Formel-1-Rennen zu veranstalten“, sagte er am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Auch rund 200 Kilometer entfernt zeigten sich die Verantwortlichen trotz Insolvenz zuversichtlich. „Ich gehe davon aus, in welcher Organisationsform und in welcher Hand auch immer, dass der Nürburgring fortbestehen wird“, sagte Nürburgring-Geschäftsführer Gerd Weisel am Donnerstag der dpa in Mainz. Und er zählte dazu auch das Formel-1-Rennen auf der Grand-Prix-Strecke, die 1984 neu eingeweiht worden war.

„Gefragt sind jetzt konsequente Entscheidungen mit Überblick“, forderte Haug. Es tue ihm leid für die Menschen in der Region, die stark vom Motorsport leben. „Aber ich bin sicher, dass tragfähige Lösungen gefunden werden“, meinte der Mercedes-Motorsportchef.

Schnellstmögliche Klarheit über die Zukunft auf dem Nürburgring hat der ADAC gefordert und erwartet, „dass sich die Landesregierung von Rheinland-Pfalz jetzt umgehend mit den ihnen bekannten Ansprechpartnern in Verbindung setzt“. Die Politiker müssten „ebenso eindeutig wie nachvollziehbar“ erklären, wie die Durchführung der Veranstaltungen im kommenden Jahre gesichert werden könne.

Womöglich könnte in Sachen Formel 1 der Hockenheimring die Lösung sein. „Dann müsste aber alles stimmen: Die Kostenseite, der Vertrag, die Politik und vieles mehr“, hatte der Geschäftsführer der Hockenheimring AG, Georg Seiler, zu Wochenbeginn der dpa gesagt.

Derzeit liege keine Anfrage vor. „Sollte das aber so sein, sehe ich durchaus eine Möglichkeit, dass die Formel 1 wieder jedes Jahr nach Hockenheim kommt“, hatte er gesagt, ehe am Mittwoch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck bekanntgeben musste, dass der Nürburgring vor der Insolvenz steht. Eine Finanzspritze des Landes von 13 Millionen Euro an die staatliche Besitzgesellschaft will die EU-Kommission nicht genehmigen.