Deutsche Sparer bezahlen die Zeche für die Finanzkrise
Der Dax klettert auf einen neuen Höchststand, doch die Ersparnisse der Kleinanleger verlieren an Wert.
Wuppertal. Die Zeche zahlt der kleine Sparer: Die Konjunktur in Europa soll endlich anspringen, deshalb hat Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins auf den Tiefstand von 0,5 Prozent gesenkt. Doch damit sinken auch die Anlagezinsen noch weiter.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Kleinsparer“, sagt Rainer Wegener von der Quirin Bank in Wuppertal. „Dieser legt seine Ersparnisse vermeintlich sicher an, verliert aber trotzdem jedes Jahr Geld.“ Denn heute braucht man 2,5 Prozent Zinsen, damit nach Abzug von Steuern und Inflation nach Jahresfrist noch knapp eine schwarze Null übrigbleibt.
„Bekommt ein Sparer aber — wie derzeit — für kurzfristige Anlagen nur 1,5 Prozent Zinsen, verliert sein Erspartes pro Jahr ein Prozent an Wert, von einer Spareinlage von 5000 Euro sind also 50 Euro weg“, rechnet Wegener vor.
Auch Michael Beumer, Geldexperte der Zeitschrift „Finanztest“, sagt: „Zwei Prozent Zinsen gibt es selbst bei den besten Anbietern erst, wenn man sein Geld für mindestens drei Jahre anlegt.“ Julia Topar, Sprecherin des Bankenverbandes, sagt: „Die Lage ist für die Sparer nicht erfreulich.“ Ob festverzinsliche Papiere oder Staatsanleihen — auf konservative Anlagen gebe es keine Rendite mehr. Girokonten (meist null Prozent Zinsen) und Sparbücher (0,10 bis 1,2 Prozent) gehören ebenfalls in die Kategorie Geldvernichter.
Ein zusätzliches Ärgernis ist für Bankkunden, dass die Geldinstitute trotz anhaltender Niedrigzinsphase ihre Überziehungszinsen nicht senken. Wer seinen Dispokredit in Anspruch nimmt, zahlt laut „Finanztest“ weiter zwischen elf und 14 Prozent Zinsen. Wer sein Konto über den Dispo hinaus belastet, muss etwa 18 Prozent bezahlen.
Viele Anleger stürzen sich nun auf Wertpapiere — der Deutsche Aktienindex erreichte gestern mit 8182 Punkten ein Allzeithoch. Julia Topar sieht derzeit auch kaum eine andere Anlagemöglichkeit. Doch die anderen beiden Geldexperten warnen den normalen Kleinanleger davor, sich in eine höhere Risikoklasse locken zu lassen. Rainer Wegener: „Das kann leicht ins Auge gehen.“